Permakultur

Pflanzenkohle: 5 Anwendungsbereiche für den Garten

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Pflanzenkohle ist ein faszinierendes Material mit einer Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten im Garten. Hergestellt durch die Verkohlung von pflanzlichen Reststoffen, bietet sie eine poröse Struktur mit zahlreichen Vorteilen für die Bodenqualität, die Umwelt und die Gesundheit von Pflanzen und Tieren.

Pflanzenkohle im Garten
AUF EINEN BLICK
Wann und wie wird Pflanzenkohle angewendet?
Pflanzenkohle verbessert durch ihre poröse Struktur die Bodenqualität im Gartenbau, indem sie Wasserspeicherung und Nährstoffverfügbarkeit erhöht. Sie wird als Futterzusatz in der Tierhaltung verwendet, um Giftstoffe zu binden, und dient als hygienische, geruchsneutrale Einstreu. Zudem kann sie bei der Sanierung belasteter Böden eingesetzt werden.

Was ist Pflanzenkohle?

Pflanzenkohle entsteht durch die Verkohlung von pflanzlichem Material, wie Holz, Ästen oder Stroh, unter Sauerstoffausschluss. Durch diesen Prozess, Pyrolyse genannt, wird der Kohlenstoff in der Kohle gespeichert und gleichzeitig eine große Oberfläche mit vielen Poren geschaffen. Die poröse Struktur macht sie zu einem idealen Material zur Verbesserung der Bodenqualität. Die positive Wirkung von Pflanzenkohle im Boden hält über Jahre an.

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Durch die Einarbeitung von Pflanzenkohle in den Boden wird:

  • die Wasserspeicherkapazität erhöht (bis zu 50% mehr Wasseraufnahme)
  • die Bodenstruktur verbessert (locker und luftig)
  • die Nährstoffverfügbarkeit gesteigert
  • die mikrobielle Aktivität im Boden geförder
  • die Humusbildung beschleunigt
  • der pH-Wert stabilisiert
Verkohlte Pflanzenteile für Pflanzenkohle

Pflanzenreste bilden die Basis der Pflanzenkohle

Doch Pflanzenkohle entfaltet ihre Vorteile nicht nur im Gemüsegarten, sondern auch in der Tierhaltung und beim Anlegen von Staudenbeeten. Je nach Einsatzzweck sollten Sie bereits mit Nährstoffen aufgeladene oder unaufgeladene Pflanzenkohle nutzen.

Aufgeladene und unaufgeladene Pflanzenkohle

Je nach Anwendungsbreich spricht man von geladener oder ungeladener Pflanzenkohle als Bodenhilfsstoff. Kommt die Kohle direkt aus der Produktion, ist sie noch „unaufgeladen“ und es haften nur wenige Mineralien an ihr. In diesem Zustand lässt sie sich zum Beispiel für die Aufnahme von Stoffen aus dem Boden verwenden.

Vor der landwirtschaftlichen Nutzung sollte die Pflanzenkohle deshalb aufgeladen werden. Pflanzenkohle kann im aufgeladenen Zustand direkt im Beet ausgebracht, oder vor der Ausbringung selbst aufgeladen werden. Am besten funktioniert das Aufladen im Kompost, bei der sich die Kohle über mehrere Wochen vollsaugen kann. Das Endprodukt wird Terra Preta genannt.

Tipp

Ausgebracht werden kann die Pflanzenkohl auch ohne Terra Preta. Geladene Pflanzenkohle bietet jedoch nur die Nährstoffe und die Eigenschaften der Kohle an sich. Als Teil von Terra Preta hat die Pflanzenkohle aber noch mehr Vorteile. Sie enthält mehr Nährstoffe, Mineralien, viel Biomasse und Mikroorganismen. Die Mikroorganismen sind förderlich für eine gesunde Bodenstruktur. – Nils, keep it grün

Anwendung 1: Pflanzenkohle als Basis für Terra Preta

Terra Preta ist ein besonders fruchtbarer Boden, der schon vor Jahrhunderten von indigenen Völkern in Südamerika genutzt wurde. Seine besondere Eigenschaft ist der hohe Anteil an Pflanzenkohle, die zu seiner Fruchtbarkeit und Langlebigkeit beiträgt.

Terra Preta im Hochbeet

Terra Preta verbessert die Wasserspeicherung und eignet sich daher besonders für Hochbeete

Um Terra Preta herzustellen, werden organische Materialien wie Kompost, Mist oder Gülle mit unaufgeladener Pflanzenkohle vermischt. Die Mischung wird dann über mehrere Wochen abgedeckt kompostiert. Durch diesen Prozess entsteht ein humusreicher Boden, der ideal zur Unterstützung des Pflanzenwachstums geeignet ist.

Die Verwendung von Terra Preta im Garten bietet mehrere Vorteile:

  • Verbesserte Bodenstruktur: Die Pflanzenkohle sorgt für eine gute Luftzirkulation und Wasserretention im Boden.
  • Erhöhte Nährstoffverfügbarkeit: Die Kohle bindet Nährstoffe und gibt sie langsam an die Pflanzen ab.
  • Gesteigertes mikrobielles Leben: Die poröse Struktur der Kohle bietet Lebensraum für nützliche Mikroorganismen, die die Bodengesundheit fördern.
  • Langfristige Wirkung: Terra Preta kann im Boden über Jahrhunderte hinweg erhalten bleiben und ihre positiven Eigenschaften entfalten.

Tipp

Möchtest du wissen, wie du Terra Preta im Garten selber herstellen kannst? Dann schau doch mal bei keep it grün vorbei, dort findest du eine wunderbare Anleitung: Terra Preta selbst herstellen.

Anwendung 2: Nährstoffentzug für Magerbeete

Pflanzenkohle kann auch dazu verwendet werden, gezielt Nährstoffe aus dem Boden zu entziehen. Dies ist beispielsweise in Magerbeeten gewünscht, um bestimmte Pflanzenarten zu fördern, die an nährstoffarme Böden angepasst sind. Starkzehrer werden verdrängt und eine größere Vielfalt von Pflanzen kann sich ansiedeln. (Quelle: Netzwerk blühende Landschaften)

Magerbeet mit Natternkopf und Mohn

Magerbeete (hier mit Naternkopf und Mohn) erhalten die Artenvielfalt

Da es für diese Art des Einsatzes noch nicht viele Erfahrungswerte gibt, empfiehlt das Netzwerk Blühende Landschaft den Einsatz von 500 Gramm Pflanzenkohle/qm oder 1 Liter Pflanzenkohle/kbm. So angelegte Beete kehren nach mehreren Jahren wieder zu einem natürlichen Nährstoffkreislauf zurück.

Anwendung 3: Bindung von Schadstoffen

Pflanzenkohle bietet eine vielversprechende Methode zur Sanierung belasteter Böden. Ihre poröse Oberfläche bindet Schadstoffe wie Schwermetalle und Pestizide und kann so die Gesundheit von Pflanzen und Tieren schützen.

Unaufgeladene Pflanzenkohle kann in Bereichen mit hoher Schadstoffbelastung ausgebracht werden, z. B. in ehemaligen Industriegebieten oder in der Nähe von stark befahrenen Straßen. Auch in Kleingärten, wo häufig Altlasten der Vorgänger zu finden sind, ist die Anwendung von Pflanzenkohle zur Schadstoffbindung einsetzbar. Die Dosierung richtet sich nach der Schadstoffbelastung des Bodens.

Mit Gülle düngen

Pflanzenkohle kann die Auswaschung von Güllenährstoffen verringern und somit die Versauerung des Bodens bremsen

Durch die große Oberfläche der Pflanzenkohle können Schadstoffe adsorbiert werden. So werden sie immobilisiert und sind weniger pflanzenverfügbar. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Schadstoffe dadurch nicht aus dem Boden entfernt werden, sondern länger im Boden erhalten bleiben können. Laut dem Institut für ländliche Strukturflächen (IfLS) müssen langfristigen Auswirkungen der Verwendung von Pflanzenkohle zur Sanierung von belasteten Böden müssen noch weiter untersucht werden.

Anwendung 4: Pflanzenkohle als Futterzusatz für Hühner

Pflanzenkohle kann als natürliches und effektives Ergänzungsmittel im Futter von Hühnern eingesetzt werden. Die poröse Struktur der Kohle bindet Giftstoffe und Schadstoffe im Darm der Tiere und kann so zu einer Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens beitragen. Durch die Verwendung von Pflanzenkohle kann die Belastung des Immunsystems reduziert und die Widerstandsfähigkeit der Tiere erhöht werden. Die Kohle führt zu einer besseren Verdauung, reduziert die Geruchsbildung im Stall, stärkt das Immunsystem und trägt zu einem gesünderen Gefieder bei.

Pflanzenkohle in Hühnerfutter

Pflanzenkohle kann mit normalem Futter gemischt werden

Will man Terra Preta mit Hühnermist ansetzen, sollte man dem Ansatz noch Pflanzenkohle beimischen, denn „der anfallende Hühnermist enthält zwar die zugefütterte Pflanzenkohle, aber in einer für Terra Preta zu geringen Dosierung“, so Nils von keep it grün.

So wendest du die Pflanzenkohle an:

  • Pflanzenkohle dem Futter der Hühner beimischen
  • Die Dosierung liegt bei 1g täglich je Huhn
  • Unaufgeladene Pflanzenkohle verwenden

Anwendung 5: Pflanzenkohle als Einstreu im Stall

Pflanzenkohle kann als Einstreu für Pferde, Schweine, Rinder, Hühner und andere Tiere verwendet werden. Sie erweist sich als vielfältiges Material mit großem Potential, denn ihre Eigenschaften machen sie zu einer attraktiven Alternative zu herkömmlichen Einstreumaterialien.

Nils und Franz von keep it grün empfehlen, die Pflanzenkohle aufgrund der Staubentwicklung nicht mit Streu sondern im Verhältnis 20:80 mit Kompost zu mischen. Die alternative Einstreu hält ca. drei Mal länger als die herkömmliche Variante. Pflanzenkohle bietet eine weiche und elastische Liegefläche für Tiere. Bei Bedarf kann die Fläche mit einer Schicht Stroh ergänzt werden. Die hohe Saugfähigkeit der Kohle führt außerdem zu einer deutlichen Reduzierung des Mistaufkommens und sorgt für eine trockene und geruchsneutrale Umgebung.

Kompost

In Verbindung mit Kompost staubt die Pflanzenkohle im Stall weniger

Der mit Pflanzenkohle gemischte Mist kann weiterhin auf dem Kompost oder direkt im Beet verwendet werden. Die Kohle im Mist verbessert die Kompostierung und die Bodenqualität.

Hinweise

Pflanzenkohle ist ein vielseitiges Material mit zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten. Die Einsatzmenge der Pflanzenkohle variiert je nach Anwendungsbereich. Achten Sie bei der Auswahl der Pflanzenkohle auf die Herkunft und auf eine nachhaltige Produktion. Bei der Herstellung von Pflanzenkohle sollten nur Reststoffe verwertet werden.