Baumpilze erkennen & bekämpfen: So retten Sie Ihren Baum
Baumpilze sind faszinierende Lebewesen, die jedoch die Gesundheit von Bäumen erheblich beeinflussen können. Dieser Artikel beleuchtet ihre Lebensweise, die verschiedenen Arten und gibt Tipps zur Vorbeugung und Behandlung von Pilzbefall.
Steckbrief
Welcher Standort ist geeignet?
Baumpilze besiedeln sowohl lebende als auch tote Bäume. Sie wachsen bevorzugt an feuchten Standorten und sind auf Laub- sowie Nadelbäumen zu finden. Das Myzel dieser Pilze entwickelt sich oft unsichtbar im Inneren des Holzes und tritt erst mit den Fruchtkörpern an die Oberfläche. Einige Beispiele für häufige Baumpilze sind der Hallimasch (Armillaria), der Riesenporling (Meripilus giganteus), der Eichen-Feuerschwamm (Phellinus robustus) und der Gemeine Schwefelporling (Laetiporus sulphureus).
Baumpilze sind saproparasitisch, was bedeutet, dass sie ihre Nährstoffe direkt aus dem Holz beziehen, indem sie verwertbare Stoffe durch spezifische Enzyme abbauen. Diese Pilze lassen sich in zwei Haupttypen einteilen:
- Braunfäulepilze zersetzen Zellulose und Hemizellulose, was das Holz brüchig und pulverig macht. Typische Beispiele sind der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) und der Gemeine Schwefelporling (Laetiporus sulphureus).
- Weißfäulepilze bauen Lignin ab, wodurch das Holz bleich und faserig wird. Bekannte Arten umfassen den Echten Zunderschwamm (Fomes fomentarius) und den Austern-Seitling (Pleurotus ostreatus).
Einige Baumpilze sind bemerkenswert in ihrer Fähigkeit, sich über große Distanzen auszubreiten. Zum Beispiel kann der Hallimasch durch seine schnurförmigen Rhizomorphen, die mehrere Meter pro Jahr wachsen, neue Bäume infizieren.
Um ein weiteres Übergreifen der Pilze zu verhindern, sollten befallene Bäume regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf geschwächte oder abgestorbene Teile entfernt werden. Das vollständige Roden von Wurzelstöcken kann helfen, künftigen Befall zu verhindern.
Krankheiten & Schädlinge
Baumpilze gehören zu den häufigsten Schaderregern an Bäumen und können schwere Krankheiten verursachen. Diese Pilze, wissenschaftlich als lignicole Pilze bezeichnet, lassen sich in zwei Hauptgruppen einteilen: Braunfäule- und Weißfäulepilze.
Braunfäule
Braunfäulepilze zersetzen die Zellulose in Holz, was dazu führt, dass das Holz braun wird und brüchig zerfällt. Das verbleibende Lignin gibt dem Holz seine tiefbraune Farbe. Diese Pilze können sowohl lebendes als auch totes Holz betreffen und machen den Baum instabil. Zu den bekannten Braunfäulepilzen gehören der Rotrandige Baumschwamm, der Gemeine Schwefelporling, der Birkenporling, der Zaunblättling und die Ochsenzunge. Typische Symptome eines Befalls sind braune, würfelige Bruchstellen im Holz und seine schnelle Austrocknung.
Weißfäule
Weißfäulepilze bauen die Holzbestandteile Lignin und Zellulose ab, was zu hellem, faserigem Holz führt, das seine Stabilität verliert. Diese Pilzart verursacht meist erheblichen Schaden an lebenden Bäumen. Bekannte Weißfäulepilze sind der Hallimasch, der Austern-Seitling, der Echte Zunderschwamm, der Eichen-Feuerschwamm und der Wulstige Lackporling. Weißfäule führt zu bleichem, schlaffem Holz, das durch dunkle Linien in befallene und nicht befallene Bereiche unterteilt wird.
Baumpilze können sich durch Myzelien und Sporen schnell verbreiten und sind daher eine potenzielle Gefahr für andere Pflanzen und die Umgebung. Regelmäßige Kontrolle und Entfernung betroffener Baumteile oder Bäume helfen, eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
Baumpilze erkennen
Die Fruchtkörper von Baumpilzen sind oft das deutlichste Anzeichen für einen Befall. Sie können in verschiedenen Formen und Farben auftreten, was die Bestimmung erschwert. Typische Vertreter und ihre Erkennungsmerkmale sind:
- Echter Zunderschwamm (Fomes fomentarius): Große, breite Zuwachsringe, die das Alter des Pilzes anzeigen. Er verursacht Weißfäule und kann bis zu 50 cm groß werden.
- Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola): Dunkelbraun-orange bis weiße Färbung. Dieser Pilz tritt oft zusammen mit dem Echten Zunderschwamm auf und verursacht Braunfäule.
- Hallimasch (Armillaria spp.): Braune, rötliche oder honiggelbe Hutpilze wachsen in Büscheln am Wurzelauslauf. Eine Besonderheit ist, dass befallenes Holz bei Dunkelheit leuchtet (Biolumineszenz).
- Schmetterlings-Tramete (Trametes versicolor): Rosettenförmige Fruchtkörper mit weißen Zonen und flatterigem Rand. Bevorzugt Laubbäume.
- Eichen-Feuerschwamm (Phellinus robustus): Holzig-harte, muschelförmige Scheiben, die aus der Rinde hervorstehen. Dieser Pilz verursacht Weißfäule.
- Riesenporling (Meripilus giganteus): Wächst in Büscheln an der Unterseite von Wurzeln und verursacht Weiß- und Moderfäule.
- Wulstiger Lackporling (Ganoderma adspersum): Besitzt dicke, weiße Wülste an der Unterseite der Fruchtkörper. Verursacht Weißfäule.
- Gemeiner Schwefelporling (Laetiporus sulphureus): Leuchtend schwefelgelb im jungen Stadium, später bräunlich. Der Pilz verursacht Braunfäule und macht das Holz zu brüchigen Brocken.
Regelmäßige Kontrollen der Bäume helfen, infizierte Bereiche frühzeitig zu erkennen und Maßnahmen zur Erhaltung der Baumgesundheit zu ergreifen.
Baumpilz pflegen
Die beste Pflege gegen Baumpilze ist die Vorbeugung. Ein optimaler Standort und bedarfsgerechte Nährstoff- und Wasserversorgung stärken die Bäume.
Schnittmaßnahmen
Schnittmaßnahmen sollten sorgfältig geplant und behutsam durchgeführt werden, um das Eindringen von Pilzen über Wunden zu verhindern:
- Schneiden Sie Bäume nur bei Bedarf und bei trockenem Wetter.
- Halten Sie die Schnittflächen möglichst klein und schneiden Sie ins gesunde Holz zurück.
- Verwenden Sie gereinigte Werkzeuge und versiegeln Sie die Schnittflächen.
Bodenpflege
Um Wurzelverletzungen und das Eindringen von Pilzen zu vermeiden, sollten Sie:
- Den Boden nicht durch schwere Geräte verdichten.
- Staunässe verhindern.
Wurzelpflege
Vermeiden Sie mechanische Schäden an den Wurzeln und stellen Sie sicher, dass die Wurzeln ausreichend Platz haben.
Reinigungsmaßnahmen
Reinigen Sie Gartengeräte gründlich nach dem Einsatz bei befallenen Bäumen und entsorgen Sie entfernte Pilzteile im Hausmüll, nicht auf dem Kompost.
Baumpilz vermehren
Baumpilze vermehren sich durch Sporen, die von den Fruchtkörpern freigesetzt werden. Der Vermehrungsprozess umfasst mehrere Schritte:
- Sporenproduktion: Die Fruchtkörper bilden Millionen von Sporen in speziellen Strukturen.
- Sporenfreisetzung: Reife Sporen werden in die Luft entlassen.
- Keimung der Sporen: Bei geeigneten Bedingungen beginnen die Sporen zu keimen.
- Myzelwachstum: Das Myzel durchwächst das Holz und nimmt Nährstoffe auf.
- Fruchtkörperbildung: An geeigneten Stellen bilden sich Fruchtkörper, die die Fortpflanzung sichern.
Baumpilz richtig schneiden
Beim Schneiden von befallenen Bäumen ist es entscheidend, befallene Äste bis ins gesunde Holz zurückzuschneiden. Wenn der Stamm oder Hauptäste betroffen sind, hilft oft nur die Fällung des gesamten Baums und das Roden des Wurzelstocks. Werkzeuge sollten nach Gebrauch gründlich gereinigt werden, um eine Weiterverbreitung zu verhindern.
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Besondere an der Vermehrung der Hallimasch-Pilze?
Die Hallimasch-Arten (Armillaria spp.) sind dafür bekannt, dass sie sich über große Distanzen in der Erde ausbreiten können. Sie nutzen dafür schnurförmige, dunkle Stränge, sogenannte Rhizomorphen, die bis zu drei Meter pro Jahr wachsen können. Diese Rhizomorphen können von Baum zu Baum wachsen und helfen dem Pilz, neue Gehölze zu infizieren. Eine weitere besondere Eigenschaft des Hallimasch ist die Biolumineszenz, wodurch befallenes Holz im Dunkeln leuchten kann.
Welche Rolle spielen Baumpilze im natürlichen Kreislauf?
Baumpilze sind entscheidend für das Recycling von Nährstoffen in Waldökosystemen. Sie zersetzen Totholz und helfen dabei, organische Materialien in den Boden zurückzuführen, was anderen Pflanzen zugutekommt. Obwohl einige Arten lebende Bäume schädigen können, tragen sie insgesamt zur Gesundheit und Produktivität von Ökosystemen bei.
Warum sind die Fruchtkörper der Baumpilze oft erst spät sichtbar?
Das Myzel der Baumpilze wächst oft jahrelang unsichtbar innerhalb des Holzes, bevor die Fruchtkörper an die Oberfläche gelangen. Diese Fruchtkörper entstehen meist erst, wenn das Myzel und die Luft in Kontakt kommen, zum Beispiel durch Verletzungen der Baumrinde. Daher kann ein Pilzbefall schon lange bestehen, bevor äußerlich sichtbare Anzeichen wie die Fruchtkörper auftreten.
Wie unterscheidet sich der Aufbau der Fruchtkörper zwischen einjährigen und mehrjährigen Baumpilzen?
Einjährige Fruchtkörper, wie die des Schwefelporlings (Laetiporus sulphureus), wachsen und sporulieren innerhalb einer Vegetationsperiode und sterben danach ab. Diese können aber als tote Myzelmasse noch weiterhin am Baumstamm verbleiben. Mehrjährige Fruchtkörper, wie die des Zunderschwamms (Fomes fomentarius), bilden jährlich neue Wachstumszonen und können über mehrere Jahre hinweg weiterwachsen. Bei diesen Pilzen kann man oft das Alter der Fruchtkörper anhand der Zuwachsringe abschätzen.