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Backpulver gegen Ameisen: Funktioniert das wirklich?

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Neben zahlreichen Hausmitteln ist Backpulver die Nummer eins in der Ameisenbekämpfung. Viele wissen nicht, wie das Backtriebmittel funktioniert und können sich nicht erklären, warum das Pulver nicht wirkt. Das Verhalten der Ameisen und ihr Körperaufbau liefern die Antworten.

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Backpulver hilft nur, wenn die Ameisen die Substanz aufnehmen
AUF EINEN BLICK
Wirkt Backpulver gegen Ameisen?
Backpulver kann bei Ameisen die Enzymfunktion stören und zum Tod führen, wenn sie es fressen. Um Ameisen effektiv zu bekämpfen, bieten Sie ihnen einen attraktiven Köder, der mit Backpulver (Natriumhydrogencarbonat) vermischt ist. Eine Konzentration von 5% erwies sich in Studien als wirkungsvoll.

Hilft Backpulver gegen Ameisen?

Das Hausmittel wird zur Bekämpfung von Ameisen eingesetzt, doch immer wieder kommt es zu Enttäuschungen. Backpulver scheint in manchen Fällen zu funktionieren, während es in anderen Situationen keinen sichtbaren Erfolg bewirkt. Dafür gibt es gute Gründe, denn Backpulver hilft nur unter bestimmten Bedingungen und bei gezielter Anwendung. Es spielt auch eine Rolle, welches Backpulver Sie verwenden.

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Zusammensetzung

Das Backtriebmittel setzt sich aus einer CO2-Quelle und einem Säuerungsmittel zusammen. Quellen für Kohlendioxid sind Natriumhydrogencarbonat (kurz: Natron oder NaHCO3) oder Kaliumhydrogencarbonat. Als Säurequelle kommen verschiedene Stoffe zum Einsatz. Weinstein Backpulver enthält natürliche Weinsäure, die bei der Sektherstellung anfällt. Herkömmliche Backpulver beinhalten Phosphat als Säuerungsmittel.

Wie funktioniert Backpulver?

Im Wasser kommt es zur Auflösung des Natrons mit einer schwach alkalischen Reaktion. Durch die Hitze in Backofen, Fritteuse oder Waffeleisen reagiert Natron mit der Säure, wodurch Kohlenstoffdioxid freigesetzt wird. Dieser Prozess schwächt die alkalische Wirkung von Natron etwas ab. Erkennbar ist die Reaktion an den kleinen Gasbläschen, die im Teig aufsteigen und diesen auflockern. Es wird ein Trieb erreicht ähnlich wie beim Einsatz von Hefe.

Falsche Auffassungen

Immer wieder wird vermutet, dass Backpulver bei Ameisen einen ähnlichen Effekt verursacht. Backpulver soll sich nach der Aufnahme im Magen ausdehnen, sodass die Insekten schließlich platzen. Bei dieser Annahme handelt es sich allerdings um einen Mythos.

Möglicherweise rührt diese Theorie vom Hirschhornsalz, welches früher ebenfalls als Backtriebmittel verwendet wurde. Dieses ist eine Quelle für giftiges Ammoniak und daher bei unmittelbarem Verzehr gesundheitsschädlich.

Das „Vorschriftenbuch für Drogisten“ von 1914 beschreibt Sauerteig als wirksamen Ameisenkiller. Die Hefen sollen im Ameisenmagen gären, sodass die Insekten aufblähen und sterben. Auch das könnte ein möglicher Grund sein, warum Backpulver im Verdacht steht, Ameisen zum Platzen zu bringen.

Wieso hilft Backpulver trotzdem gegen Ameisen?

US-amerikanische Forscher haben im Jahr 2004 herausgefunden, dass Backpulver tatsächlich giftig für Ameisen ist. Sie vermuteten, dass der innere pH-Wert der Ameisen ungünstig ansteigt. Das beeinträchtigt die Funktion bestimmter Enzyme, weswegen die Ameisen nach dem Verzehr von Backpulver sterben. Vermutlich nehmen Ameisen das Pulver über Tracheen oder beim Putzen der bestäubten Antennen auf. Die Insekten fressen das Pulver nicht ohne Grund. Ein attraktiver Köder vermischt mit Backpulver kann sie zum Fressen verleiten.

Exkurs

Ameisen sind Tracheentiere

Für das Leben auf dem Land sind Tracheen besonders wichtig. Es sind Luftkanäle, die sich durch den gesamten Körper ziehen und die Zellen mit Sauerstoff versorgen. An einigen Stellen münden sie nach außen. Bei den Ameisen befinden sich diese Öffnungen auf der Brust. Diese leistungsfähigen Atmungsorgane können aktiv geschlossen werden. Sind sie durch kleinste Partikel verstopft, können die Insekten nicht mehr atmen.

Testergebnisse

In den Versuchen wurden die Ameisen gezwungen, sich permanent auf den mit Backpulver bestäubten Flächen aufzuhalten. Untersucht wurden Rote Feuerameisen und Argentinische Ameisen. Pro Quadratzentimeter wurden vier Milligramm Natron ausgestreut. Nach sechs Tagen waren etwa 99 Prozent aller Insekten tot, die einer Konzentration von 152 mg Natriumhydrogencarbonat ausgesetzt wurden.

Die Ameisen erhielten außerdem einen Köder aus Zuckerwasser und unterschiedlich hohen NaHCO3-Konzentrationen. Lag diese bei fünf Prozent, starben die Hälfte der Insekten nach sechs Tagen. Bei dieser Konzentration konnte die höchste Sterblichkeitsrate beobachtet werden.

Tipps zur Anwendung

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Backpulver schadet nur den Tieren, die es selbst gefressen haben

Es ist nicht gesichert, dass Backpulver die Ameisenplage effektiv bekämpft. Mit dem Mittel können Sie Ameisen direkt töten, nicht aber Königin und Brut im Nest. Wenn Sie einen Fraßköder herstellen möchten, ist die Konzentration des Backpulvers entscheidend über die Wirksamkeit. Backpulver mit Kaliumhydrogencarbonat zeigt keine entsprechende Wirkung.

Testen Sie aus, ab welcher Konzentration die Ameisen den Köder annehmen und verringern oder erhöhen Sie bei Bedarf die Konzentration. Köder aus Leberwurst oder Thunfisch werden generell gut von Ameisen angenommen. Allerdings können hier andere Natronkonzentrationen notwendig sein als in einer Lösung mit Wasser, Backpulver und Zucker.

Wissenswertes über Backpulver:

  • muss Natriumhydrogencarbonat enthalten
  • reines Natron wirkt effizienter, da die alkalische Wirkung nicht abgeschwächt wird
  • ausgestreut auf einer Ameisenstraße unwirksam
  • Insekten können bestäubte Flächen umgehen
  • Effekte sind sichtbar, wenn Ameisen direkt bestreut werden

Was tun gegen Ameisen?

Es ist schwierig, wirkungsvolle Hausmittel außer Backpulver zu finden, welche Ameisen tatsächlich töten. Verschiedene Mittel haben eine abschreckende Wirkung auf Ameisen. Solche Stoffe können bei Ameisenstraßen eingesetzt werden. Sie helfen nicht, wenn sich ein Nest im Gebäude befindet.

Staubige Barrieren

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Gips- oder Kreidepulver sowie Babypuder hindern Ameisen am Eindringen

Ameisen meiden grundsätzlich Flächen, die mit Staub bedeckt sind. Die Partikel können in die Atemöffnungen gelangen und Tracheen verstopfen. Solche Barrieren funktionieren nur, wenn sich hohe Konzentrationen der Partikel in der Atemluft befinden. Im Freien lässt die Barrierewirkung schnell nach, da Winde die feinen Staubpartikel wegtragen. In der Wohnung finden Ameisen schnell einen Umweg um den aufgetragenen Strich. Daher sollten Sie diese Methode an den Eingangspforten anwenden und dafür sorgen, dass die Ameisen keinen anderen Zugang zur Wohnung finden.

Geeignete Mittel:

  • Gipsstaub
  • Babypuder
  • Kreide

Dufstoffe

Verschiedene intensiv riechende Substanzen verwirren den Orientierungssinn der Ameisen. Die Insekten nutzen ihre Antennen, um Duftspuren ihrer Artgenossen wiederzufinden. Auf diese Weise bilden sich Ameisenstraßen. Wenn eine undurchdringliche Duftbarriere die Pheromonmarkierungen überdeckt, finden die Ameisen den Weg nicht mehr wieder. Auch hier gelangen die Ameisen über Umwege zur alten Straße, weswegen Sie Duftstoffe direkt an den Zugangsspalten anwenden sollten.

Was Ameisen nicht mögen:

  • Zimt: verwirrt Ameisen, wenn das Pulver dick auf der Ameisenstraße verteilt wird
  • Eukalyptusöl: kann als Reinigungsmittel genutzt werden, um Markierungen zu entfernen
  • Lavendel: frisches Kraut vor Zugängen vertreibt Ameisen

Fliegende Ameisen bekämpfen

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Fliegende Ameisen im Haus können auf eine Ameisenkolonie im Innenbereich hindeuten

Gegen geflügelte Ameisen von draußen können Sie sich einfach schützen, indem Sie Fliegengitter (7,00€ bei Amazon*) vor die Fenster hängen. Problematischer ist es, wenn die Insekten mit Flügeln hinter dem Schrank vorkommen oder aus Spalten an Decke und Boden kriechen. Sie deuten auf ein Nest in den Zwischenwänden und Balken hin. Die Männchen schwärmen aus, um Partner aus anderen Kolonien zu finden. Ameisen vermeiden Inzucht und paaren sich nicht innerhalb eines Volkes. Lassen Sie die Ameisen aus der Wohnung entkommen und richten Sie Ihr Augenmerk auf das vorhandene Nest.

Fliegende Ameisen sind dann problematisch, wenn sie aus den Wänden hervor kriechen.

Nester entfernen

Um sicherzustellen, dass sich nach der erfolgreichen Bekämpfung keine weiteren Ameisen im Haus ansiedeln, müssen Nester und Duftmarkierungen beseitigt werden. Neue Völker entdecken die optimalen Nistmöglichkeiten schnell über Pheromonspuren. Da die Konkurrenz durch das alte Volk fehlt, stehen der neuen Kolonie keine Hindernisse mehr im Weg und sie übernehmen das Nest.

Tipp

Lassen Sie es gar nicht soweit kommen und verschließen Sie Fassadenrisse und Spalte an Türen und Fenstern.

Nester umsiedeln?

Oft wird empfohlen, die Ameisen mit einem Blumentopf umzusiedeln. Diese Methode funktioniert jedoch bei den meisten Arten nicht. Sie kann bei erdbewohnenden Insekten angewandt werden, nachdem der Bau durch starke Regenfälle unbewohnbar gemacht wurde.

Befüllen Sie einen Tontopf mit zerknülltem und leicht befeuchtetem Zeitungspapier und stellen Sie diesen direkt nach dem Regen an sonnigen Tagen über das Nest. Die Ameisen werden beginnen, ihre Brut in das trockenere Milieu umzusiedeln. Stellen Sie den Topf mindestens zehn Meter entfernt auf, damit die Ameisen den Weg nicht mehr zurück verfolgen können.

Ameisennest im Blumentopf

Sanierung notwendig

Tauschen Sie befallene Dachbalken gegen neue aus. Einige Ameisenarten siedeln sich in verbautem Holz an, welches bereits durch Feuchtigkeit, Pilze und Schadinsekten geschädigt wurde. Auch Wärmedämmungen können ideale Bedingungen bieten, wenn diese durch Feuchtigkeit beeinträchtigt wurden. Solche Materialien können ihre eigentliche Funktion nicht mehr im vollen Umfang erfüllen und sollten auch aus diesem Grund erneuert werden. Achten Sie auf mögliche Feuchtigkeitsquellen in Küche und Bad und eliminieren Sie diese. Ameisen bevorzugen feuchte Umgebungen.

Häufige Arten in ihren Lebensräumen

Ameisen gehören zur Natur. Kein Garten ist ameisenfrei und so finden die Insekten schnell den Zugang zu Wohnhäusern. Besonders gefährdet sind Gebäude, die von dicht bewachsenen Beeten umsäumt werden oder in Waldnähe liegen. Ameisen in Haus und Garten stellen ein Symptom dar und deuten auf ganz bestimmte Faktoren hin.

Tipp

Bei der Deutschen Ameisenschutzwarte finden Sie Adressen von Experten, die Ihnen bei der Bestimmung helfen können.

Erdbewohner

Einige Ameisenarten bauen ihre Nester unterirdisch im Substrat. Sie ernähren sich vom Honigtau, den Wurzelläuse produzieren. Ein Ameisenbefall im Rasen deutet darauf hin, dass die Graswurzeln von Läusen befallen sind. Finden die Insekten üppige Nahrungsquellen, können sie sich auch im Blumentopf oder im Gewächshaus ansiedeln. Die Insekten gelangen unbemerkt in die Wohnung, wenn die Kübel zum Überwintern vom Balkon in die Wohnung geholt werden.

  wissenschaftlich Größe der Arbeiterinnen Aussehen der Arbeiterinnen
Gelbe Wiesenameise Lasius flavus zwei bis 4,5 Millimeter variiert zwischen zartgelb und braungelb
Schwarze Wegameise Lasius niger drei bis fünf Millimeter dunkelbraun bis schwarz
Gelbe Diebsameise Solenopsis fugax 1,5 bis drei Millimeter hell gelblich

Holz- und Baumbewohner

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Viele Ameisenarten leben in morschem Holz

Viele Arten haben sich auf ein Leben im Totholz spezialisiert. Sie sind an Bäume gebunden und siedeln sich in bereits vorgeschädigtem Holz an. Wenn der Garten alte Obstbäume besitzt, finden die Insekten optimale Nistmöglichkeiten und gleichzeitig Nahrung. Sie ernähren sich von Obst und Honigtau der Blattläuse.

Nicht selten kommt es vor, dass solche Arten im Haus nisten. Verbautes Holz wirkt attraktiv, wenn dieses durch Feuchtigkeit beeinträchtigt und bereits vorgeschädigt ist. Ameisen suchen sich bevorzugt Umgebungen mit einem feuchten Mikroklima, da ihre Brut ansonsten austrocknet. Daher bauen sie ihre Nester gerne in Zwischenwänden von Küche oder Bad.

  wissenschaftlich Größe der Arbeiterinnen Aussehen der Arbeiterinnen
Braune Wegameise Lasius brunneus 2,5 bis vier Millimeter Rumpf rötlichbraun, Kopf und Hinterleib dunkler
Schwarze Rossameise Camponotus herculeanus meist neun bis zwölf Millimeter schwarz, Beine dunkelrot
Glänzendschwarze Holzameise Lasius fuliginosus vier bis sechs Millimeter tiefschwarz, glänzend
Rote Gartenameise Myrmica rubra vier bis sechs Millimeter rötlichbraun, am Kopf dunkelbraun

Häufig gestellte Fragen

Was steckt hinter dem Mythos Backpulver gegen Ameisen?

Backpulver dehnt sich unter Hitzeeinwirkung im Teig aus, sodass es zur Bildung von Gasbläschen kommt. Oft wird vermutet, dass im Ameisenmagen ein ähnlicher Effekt auftritt. Diese Annahme entspricht nicht der Wahrheit. Vielmehr scheint Natron für den Tod der Ameisen verantwortlich zu sein. Forscher nehmen an, dass dieses eine Veränderung des pH-Wertes in der Hämolymphe verursacht. Bestimmte Enzyme sind nicht mehr funktionsfähig, wodurch die Ameisen sterben.

Warum helfen bei mir keine Hausmittel gegen Ameisen?

Die Insekten sind einerseits sehr wählerisch und fressen nicht alle süßen Giftmittel, die ihnen angeboten werden. Außerdem suchen sie sich alternative Umwege, wenn eine Substanz ihre Ameisenstraße behindert. Auch die Konzentration bestimmter Mittel entscheidet über den Erfolg. Sind Duftstoffe oder Fraßgifte zu gering konzentriert, verfehlen sie ihre Wirkung. Werden die Mittel zu hoch dosiert, ist die abschreckende Wirkung gegeben. Allerdings meiden Ameisen auch Fraßgift, wenn die Stoffe zu stark konzentriert sind.

Wie kann ich mich vor Ameisen schützen?

Treffen Sie vorbeugende Maßnahmen und verschließen Sie sämtliche Eintrittspforten. Wenn sich bereits ein Nest im Gebäude befindet, sind aufwändigere Maßnahmen notwendig. Es hilft nicht, wenn Sie nur die Ameisenplage bekämpfen. Überdenken Sie alle Möglichkeiten einer Sanierung. Meist sind die befallenen Baumaterialien vorgeschädigt. Feuchtigkeitseinwirkung, Schadinsekten und Pilze haben die Vorarbeit für das Ameisennest geleistet.

Warum kommen Ameisen immer wieder?

Die Insekten orientieren sich stark an Gerüchen. Auf diese Weise finden sie Paarungspartner, andere Völker und Nahrungsquellen. Wurde eine Ameisenkolonie ausgerottet, bleiben Duftspuren meist bestehen. Dadurch werden weitere Ameisen angelockt, die sich bei fehlender Konkurrenz im alten Nest ansiedeln. Auch Ameisenstraßen werden immer wieder genutzt, wenn die Pheromonmarkierungen nicht gründlich entfernt wurden. Das gilt auch für Umwege. Die Insekten nutzen zuerst abgelegene Wege, bevor sie die kürzeste Strecke finden.

Wieso muss ich die Ameisenart bestimmen, um sie zu bekämpfen?

Jede Art hat unterschiedliche Präferenzen an den Lebensraum. Nicht alle Ameisen nisten direkt im Haus, wenn sich eine Ameisenstraße gebildet hat. Es gibt sowohl erd- als auch holzbewohnende Arten, die unterschiedliche Nahrungsquellen bevorzugen. Außerdem sprechen nicht alle Ameisen gleich gut auf die unterschiedlichen Bekämpfungsmittel an. Die Braune Wegameise zeigt sich oft unbeeindruckt, wenn typische Bekämpfungsmittel angewendet werden.

Bilder: bane.m / Shutterstock