Alraune

Alraune: Geheimnisvolle Pflanze – Mythen & Eigenschaften

Die Alraune (Mandragora officinarum) fasziniert seit der Antike durch ihren Wuchs und ihre Giftigkeit. Dieser Artikel beleuchtet die Merkmale und Eigenheiten dieser mythenumwobenen Pflanze.

Steckbrief

Pflanzenart icon
Pflanzenart
Krautig
Lebenszyklus icon
Lebenszyklus
Mehrjährig
Wuchs icon
Wuchs
Flache Blattrosette
Wuchshöhe icon
Wuchshöhe
Bis zu 20 cm
Blütenfarbe icon
Blütenfarbe
Grünlich-weiß, gelb, dunkelviolett
Blütenform icon
Blütenform
Glockenförmig
Toggle Icon Gesamten Steckbrief anzeigen

Herkunft

Die Alraune (Mandragora officinarum), auch bekannt als Galgenmännchen, Zauberwurzel oder Hexenkraut, ist im gesamten Mittelmeergebiet, von Portugal über Spanien, Italien und Griechenland bis in die Türkei und nach Nordafrika verbreitet. Zusätzlich wächst sie im Nahen Osten und findet sich vereinzelt in Zentralasien bis in den Himalaya. Diese Pflanze bevorzugt trockene, sonnige bis halbschattige Standorte auf leichtem Sandboden, wie man sie an Wegrändern, in Olivenhainen oder bei Ruinen findet.

Es gibt verschiedene Arten der Gattung Mandragora, wie die Himalaya-Alraune (Mandragora caulescens) und die Turkmenische Alraune (Mandragora turcomanica). Die Herbst-Alraune (Mandragora autumnalis) wird in neueren Veröffentlichungen häufig als Synonym zur Gemeinen Alraune geführt.

Wuchs

Alraunen sind mehrjährige, krautige Pflanzen, die eine charakteristische Wuchsform haben. Unter der Erde wächst eine fleischige und oftmals gegabelte Pfahlwurzel, die bis zu 60 Zentimeter tief reicht und lange Trockenperioden übersteht. Diese Wurzel ähnelt manchmal einer menschlichen Figur, was seit jeher die Fantasie der Menschen beflügelt.

Lesen Sie auch

Über der Erde bildet die Alraune eine flache Blattrosette, die einen Durchmesser von bis zu 1,5 Metern erreichen kann. Die dunkelgrünen, elliptischen bis verkehrt-eiförmigen Blätter sind meist runzelig und gelegentlich behaart. Der gewellte Blattrand liegt oft dem Boden auf. Blühend erreicht die stängellose Pflanze eine Höhe von etwa 20 Zentimetern.

Blüte

Die Blüten der Alraune stehen einzeln in den Blattachseln im Zentrum der Rosette und sind bei Bedarf hängend. Die Blütenstiele variieren in der Länge zwischen 2 und 15 Zentimetern. Die zwittrigen Blüten sind symmetrisch, fünfzählig und haben eine doppelte Blütenhülle. Die Kelchblätter sind zu einer Röhre verwachsen, und die glockenförmige Krone, die aus bis zu 4 Zentimeter langen Kronblättern besteht, zeigt Farben von grünlich-weiß über gelb bis dunkelviolett. Die Staubblätter und der fadenförmige Griffel mit kopfiger, leicht zweigelappter Narbe sind ebenfalls bemerkenswert.

Die Blütezeit erstreckt sich von April bis Mai, während der oft eine manuelle Bestäubung erforderlich ist, da zu dieser Zeit nur wenige Bienen aktiv sind.

Blätter

Die Blätter der Alraune bilden eine ausladende Rosette und variieren in Größe und Form. Meist sind sie elliptisch bis eiförmig und nahezu stiellos. Die Blattoberseiten sind runzelig und gelegentlich behaart. Die Blätter können eine Länge von bis zu 80 Zentimetern erreichen und weisen oft gewellte oder gezähnte Ränder auf, die dem Boden aufliegen.

Früchte

alraune_fruechte
Unreife Alraunenfrüchte im Jardin des Plantes, Paris.
Foto: User Bouba | Lizenz: CC BY-SA 3.0 | Quelle: Wikimedia

Die einkammerigen, pflaumengroßen Beeren der Alraune sind zunächst grün und nehmen bei Reife eine goldgelbe Färbung an. Diese Früchte, etwa 1,5 bis 5 Zentimeter im Durchmesser, verströmen bei Vollreife einen angenehmen, später jedoch unangenehmen Geruch. Die Samen sind nierenförmig, gelblich-braun und etwa 3 bis 6 Millimeter lang. Verschiedene Tiere verzehren die reifen Früchte und tragen so zur Verbreitung der Samen bei.

So kommt die Pflanze über den Winter

Die Herbst-Alraune zieht ihre Blätter im Mai ein und ruht bis zum September oder Oktober, bevor sie erneut austreibt. Während dieser Ruhephase sollte die Pflanze nur minimal gegossen werden und an einem trockenen Ort stehen. Ein effektiver Winterschutz kann durch eine Schicht Mulch oder Laub sowie durch Abdeckmaterial wie Gartenvlies (6,00€ bei Amazon*) oder Jutesäcke erreicht werden. Die Alraune ist mäßig frosthart, benötigt jedoch in rauen Klimazonen zusätzlichen Schutz.

Welcher Standort ist geeignet?

alraune_bild
Alraune (Mandragora officinarum) in Agia Varvara, Zypern.
Foto: Sam Thomas | Lizenz: CC BY 2.0 | Quelle: Wikimedia

Für die Alraune sind sonnige bis leicht halbschattige Lagen ideal. Sie gedeiht besonders gut in trockenen Gebieten und bevorzugt leichten Sandboden. Ein humoser, gut durchlässiger Boden ist essenziell, um Staunässe zu vermeiden.

Welchen Boden braucht die Pflanze?

Die Alraune benötigt einen leichten, durchlässigen und humosen Boden, der auch in halbschattigen Lagen gedeiht. Sonnige Plätze und trockene Bedingungen sind ideal. Um Staunässe zu vermeiden, sollte der Boden leicht sandig und gut durchlässig sein.

Giftigkeit

Die Alraune ist stark giftig, da alle Pflanzenteile – einschließlich Wurzeln, Blätter, Blüten und unreife Früchte – toxische Alkaloide wie Hyoscyamin und Scopolamin enthalten. Diese Substanzen können Herzrasen, Schüttelfrost, Halluzinationen, schweres Erbrechen und in extremen Fällen Atemlähmung und Tod verursachen. Bereits kleine Mengen können gefährlich sein, und der Konsum oder die Herstellung eigener Auszüge wird daher dringend abgeraten.

Mythen und Geschichte

Die Alraune, auch als Mandragora bekannt, ist eine der bekanntesten „magischen“ Pflanzen Europas und hat eine reiche Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht. Bereits im Alten Testament und in ägyptischen Gräbern wird die Alraune erwähnt. Im alten Griechenland und Rom wurde sie als Aphrodisiakum und Glücksbringer verwendet und bei chirurgischen Eingriffen als Anästhetikum eingesetzt.

Im Mittelalter fand die Alraune Eingang in die Volksmagie und war eine zentrale Zutat in den „Flugsalben“ der Hexen. Einer der populärsten Mythen besagte, dass die Alraune beim Ausgraben einen tödlichen Schrei von sich gab. Diese Pflanze verdankt ihre magischen Eigenschaften den enthaltenen hochgiftigen Alkaloiden wie Scopolamin und Hyoscyamin, die Halluzinationen und Krampfanfälle verursachen können.

Bestäubung

Zur Blütezeit ist die Bestäubung der Alraunenblüten eine Herausforderung, da nur wenige Insekten aktiv sind. Eine manuelle Bestäubung ist daher oft notwendig. Hierzu wird mit einem feinen Pinsel oder Wattestäbchen Pollen von den Staubblättern auf die Narbe einer anderen Blüte übertragen. Diese Bestäubung sollte regelmäßig während der Blütezeit wiederholt werden, um die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Befruchtung zu erhöhen. Reife Früchte verströmen einen angenehmen, später jedoch unangenehmen Geruch und enthalten nierenförmige Samen, die durch Tiere verbreitet werden.

Häufig gestellte Fragen

Warum schrie die Alraune angeblich beim Ausgraben?

Die Legende vom Schrei der Alraune stammt aus dem Mittelalter, wo man glaubte, dass die Pflanze beim Ausgraben einen tödlichen Schrei von sich gibt. Diese Vorstellung könnte durch die menschenähnliche Form der Wurzel und die damit verbundenen mystischen Geschichten entstanden sein.

Was war die ‚Spongia somnifera‘ und wofür wurde sie verwendet?

Die ‚Spongia somnifera‘ war ein Schwamm, der mit dem Saft der Alraune und anderen Betäubungsmitteln getränkt wurde. Dieser Schwamm wurde über die Nase des Patienten gelegt, um ihn in einen tiefen Schlaf zu versetzen. Dies war eine frühe Form der Anästhesie, die bis zur Entdeckung des Äthers in Europa verwendet wurde.

Sind die reifen Früchte der Alraune tatsächlich essbar?

Ja, im Gegensatz zu den anderen Pflanzenteilen sind die reifen Früchte der Alraune essbar und werden von Tieren gefressen, die so die Samen verbreiten. Dennoch sollte der Verzehr von Menschen wegen der starken Giftigkeit der Pflanze vermieden werden.

Welche Unterschiede gibt es zwischen der Gemeinen Alraune und der Herbst-Alraune?

Obwohl die Herbst-Alraune (Mandragora autumnalis) oft als eigene Art angesehen wurde, wird sie in neueren Veröffentlichungen als Synonym zur Gemeinen Alraune (Mandragora officinarum) geführt. Ein Unterschied besteht in der Blütezeit, da die Herbst-Alraune bevorzugt in den Herbstmonaten blüht und danach eine Ruhephase einlegt, während die Gemeine Alraune im Frühjahr blüht.

Bilder: kbel / stock.adobe.com