Weinrebe

Falscher Mehltau an Weinreben: Erkennen & Bekämpfen 🍇

Falscher Mehltau, verursacht durch den Pilz Plasmopara viticola, stellt eine ernstzunehmende Bedrohung für Weinreben dar und kann zu erheblichen Ernteverlusten führen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Krankheit, von der Erkennung und den Auswirkungen bis hin zu wirksamen Vorbeugungs- und Bekämpfungsstrategien.

Erkennung von Falschem Mehltau

Falscher Mehltau tritt bei feucht-warmem Wetter besonders häufig auf

Erkennung von Falschem Mehltau

Der Falsche Mehltau zeigt sich vor allem an den Blättern der Weinreben und anderen grünen Pflanzenteilen. Erste Anzeichen sind gelblich-transparente Flecken auf der Blattoberseite, die sich später bräunlich verfärben. Diese sogenannten „Ölflecken“ erscheinen häufig nach Juni. Auf der Blattunterseite bildet sich ein weißlicher bis schmutzig-grauer Pilzbelag, der bei schlechten Wetterbedingungen auch einen violetten Schimmer annehmen kann.

Die Symptome treten insbesondere bei feucht-warmem Wetter auf, was dem Pilz ideale Wachstumsbedingungen bietet. Achten Sie auf folgende Anzeichen:

  • Blattveränderungen: Ölflecken auf der Blattoberseite und Pilzrasen auf der Unterseite. Die Blätter können zudem vorzeitig abgeworfen werden.
  • Schäden an jungen Pflanzenteilen: Triebspitzen und junge Beeren können ebenfalls von Pilzrasen überzogen werden und vertrocknen.
  • Blüten und Gescheine: Bei starkem Befall können sich Pilzbeläge auch an Blüten und Gescheinen bilden, die dann verkümmern und abbrechen.

Insbesondere während feuchter und milder Nächte sollten Sie regelmäßig Ihre Rebstöcke inspizieren, um einen frühen Befall zu erkennen und rechtzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Lesen Sie auch

Auswirkungen auf den Weinbau

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten sind entscheidend für nachhaltigen und gesunden Weinbau

Auswirkungen auf den Weinbau

Der Falsche Mehltau stellt eine große Herausforderung im Weinbau dar, insbesondere im ökologischen Anbau. Befallene Reben zeigen Schäden an allen grünen Pflanzenteilen. Besonders gefährdet sind Gescheine, junge Beeren und das Stielgerüst. Starker Befall kann dazu führen, dass Trauben vollständig unbrauchbar werden und sogenannte Lederbeeren entstehen. Dies führt nicht nur zu Ernteausfällen, sondern beeinträchtigt auch langfristig die Vitalität und das Wachstum der Reben.

Traditionelle europäische Rebsorten besitzen kaum Abwehrkräfte gegen den Falschen Mehltau, während bestimmte amerikanische Rebsorten und interspezifische Kreuzungen größere Resistenzen aufweisen. Feucht-warme Witterung sowie eine dichte Blattstruktur fördern die Ausbreitung des Pilzes.

Durch die Anwendung integrierter Schädlingsmanagementstrategien können Sie die negativen Auswirkungen minimieren. Dazu gehören der Anbau pilzwiderstandsfähiger Rebsorten, die Förderung eines gesunden Bodenlebens und das regelmäßige Beschneiden der Laubwände, um eine bessere Belüftung zu gewährleisten. Ein präzises Timing von Pflanzenschutzmitteln kann ebenfalls dazu beitragen, den Befall effektiv zu kontrollieren und die Umweltbelastung zu reduzieren.

Biologie und Infektionsbedingungen

Kontinuierliche Feuchte fördert die Ausbreitung von Plasmopara viticola erheblich

Biologie und Infektionsbedingungen

Der Eipilz Plasmopara viticola überwintert als Dauerspore im abgefallenen Laub und kann dort mehrere Jahre überdauern. Im Frühjahr keimen diese Dauersporen bei ausreichender Bodenfeuchtigkeit und Temperaturen über 8 °C. Dabei setzen sie bewegliche Sporen (Zoosporen) frei, die durch Regen und Wind auf die Reben gelangen.

Damit die Zoosporen die Pflanze infizieren können, müssen die Blätter mindestens zehn Stunden nass bleiben. Über die Spaltöffnungen auf der Blattunterseite dringen die Zoosporen in die Pflanze ein und bilden dort ein Pilzgeflecht. Bereits vier Tage nach der Infektion können die typischen Ölflecken auf den Blättern auftreten.

Die Hauptrisiko-Phase für eine Infektion liegt zwischen den Entwicklungsstadien „Gescheine voll entwickelt“ und „Beeren sind erbsengroß“. Temperaturen zwischen 12 °C und Luftfeuchtigkeit von über 95 % in der Nacht begünstigen die Vermehrung des Pilzes. Besonders gefährlich sind wiederholte Feuchtphasen, die zu einer epidemieartigen Ausbreitung führen können.

Regelmäßige Kontrollen Ihrer Reben sind entscheidend. Achten Sie besonders auf die kritischen Wachstumsphasen und kontinuierliche Feuchtebedingungen, um die Ausbreitung zu minimieren.

Vorbeugungsmaßnahmen

Verschiedene Maßnahmen helfen präventiv gegen den Befall mit Falschem Mehltau

Vorbeugungsmaßnahmen

Gezielte Maßnahmen sind essenziell, um einem Befall mit Falschem Mehltau vorzubeugen:

  • Pflanzabstände und Belüftung: Durch ausreichenden Abstand zwischen den Reben sorgen Sie für eine gute Luftzirkulation, wodurch die Blätter schneller abtrocknen.
  • Bewässerung: Gießen Sie die Reben morgens oder vormittags von unten, um die Dauer der Blattnässe zu minimieren.
  • Stickstoffdüngung reduzieren: Vermeiden Sie übermäßige Stickstoffzufuhr, da diese das Blattwachstum und die Anfälligkeit für den Pilz erhöht. Setzen Sie auf organische Düngemittel.
  • Schnittmaßnahmen: Lockern Sie die Laubwand durch regelmäßige Schnittarbeiten, vor allem während feucht-warmer Wetterperioden.
  • Bodenpflege: Fördern Sie ein gesundes Bodenleben durch den Einsatz von Kompost oder Kompostextrakten. Eine Bodenabdeckung mit Stroh sowie vielfältige Begrünung können die Verbreitung der Pilzsporen reduzieren.
  • Herbstmaßnahmen: Entfernen Sie im Herbst das Falllaub und schneiden Sie befallene Triebspitzen bis ins gesunde Holz zurück.
  • Pflanzenstärkung: Nutzen Sie pflanzenstärkende Mittel auf Basis von Algen oder Knoblauchbrühe vorbeugend, besonders bei feuchtem Wetter.

Durch die Kombination dieser Maßnahmen können Sie das Risiko eines Befalls mit Falschem Mehltau effektiv senken.

Bekämpfung von Falschem Mehltau

Auch bei optimaler Pflege können Weinreben von Falschem Mehltau befallen werden. Folgende Strategien zur Bekämpfung sind sinnvoll:

  • Erkrankte Pflanzenteile entfernen: Schneiden Sie befallene Blätter, Triebspitzen und Gescheine sofort aus und entsorgen Sie diese über den Haus- oder Biomüll.
  • Biologische Pflanzenstärkungsmittel: Wenden Sie Pflanzenbrühen, wie Brennnessel- oder Ackerschachtelhalmsud, an. Diese stärken die Pflanzenabwehr.
  • Umweltschonende Spritzmittel: Nutzen Sie zugelassene Schwefelpräparate oder Pflanzenstärkungsmittel auf Schwefelbasis. Diese stärken die Abwehrkräfte der Reben.
  • Präventive Maßnahmen: Spritzen Sie Ihre Reben bei feuchter Witterung präventiv mit Knoblauchbrühen oder anderen natürlichen Stärkungsmitteln.
  • Vorbeugende Pflanzenschutzmittel: Kupferpräparate sind im ökologischen Weinbau zulässig, aber beachten Sie die erlaubte Maximalmenge und integrieren Sie diese in ein genaues Anwendungsmanagement.

Durch die konsequente Anwendung dieser Methoden können Sie die Schäden durch Falschen Mehltau minimieren und die Gesundheit Ihrer Weinreben erhalten.

Zukünftige Strategien

Innovative Technologien bieten zukunftssichere Lösungen gegen Falschen Mehltau im Weinbau

Zukünftige Strategien

Zur zukunftssicheren Bekämpfung des Falschen Mehltaus im Weinbau werden innovative Ansätze und Technologien erforscht:

  • Genetische Verbesserung von Rebsorten: Die Züchtung resistenter Sorten mit mehreren Resistenzgenen.
  • UV-C-Technologie: Anwendung von UV-C-Licht zur Pilzbekämpfung ohne chemische Rückstände.
  • Prognosemodelle und digitale Tools: Entwicklung von Systemen, die auf Wetterdaten und Pflanzenwachstum basieren, um präzisere Pflanzenschutzmaßnahmen zu ermöglichen.
  • Kupferalternativen und Optimierung: Prüfung von Kaliumphosphonat und anderen Alternativen für den ökologischen Weinbau sowie Weiterentwicklung effizienterer Kupferpräparate durch Mikroverkapselung.
  • Mikrobiologische Ansätze: Einsatz mikrobiologischer Präparate zur Förderung eines gesunden Bodenlebens, das als natürlicher Gegenspieler des Pilzes wirkt.

Bleiben Sie über die neuesten Entwicklungen informiert und integrieren Sie neue Methoden in Ihre Praxis, um den Befall mit Falschem Mehltau effektiv zu kontrollieren.

Bilder: Cezanne-Fotografie / stock.adobe.com