Pilze

Mykorrhiza: Das geheime Netzwerk im Boden verstehen und nutzen

Mykorrhiza-Pilze leben in Symbiose mit Pflanzenwurzeln und verbessern die Nährstoff- und Wasseraufnahme. Erfahren Sie in diesem Artikel mehr über die Funktionsweise, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten von Mykorrhiza-Pilzen im eigenen Garten.

Was sind Mykorrhiza-Pilze?

Mykorrhiza-Pilze sind spezielle Bodenpilze, die in einer symbiotischen Beziehung mit Pflanzenwurzeln leben. Der Begriff Mykorrhiza stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet „Pilzwurzel“ (abgeleitet von „myko“ für Pilz und „rhiza“ für Wurzel). Diese symbiotische Beziehung ist für beide Partner von Vorteil: Der Pilz umhüllt die feinen Wurzeln der Pflanze mit einem dichten Netzwerk aus Hyphen, was ihre Wasser- und Nährstoffaufnahme erheblich verbessert. Im Gegenzug erhält der Pilz von der Pflanze lebensnotwendige Kohlenhydrate.

Mykorrhiza-Pilze können in zwei Hauptgruppen unterteilt werden:

  • Ektomykorrhiza: Diese Pilze bilden ein Hyphengeflecht um die Wurzeln der Pflanzen und dringen in die Zellzwischenräume der Wurzelrinde ein, jedoch nicht in die Pflanzenzellen selbst. Sie finden sich hauptsächlich an Bäumen und Sträuchern.
  • Endomykorrhiza: Diese Pilze dringen mit ihren Hyphen in die Zellen der Wurzelrinde ein, wodurch sie einen direkten Nährstofftransfer ermöglichen. Sie sind bei den meisten krautigen Pflanzen, einschließlich vieler Gemüse- und Obstsorten, weit verbreitet.

Etwa 90% aller Landpflanzen sind in der Lage, eine symbiotische Beziehung mit Mykorrhiza-Pilzen einzugehen. Diese Pilze sind unerlässlich für die Gesundheit und das Wachstum vieler Pflanzenarten und spielen eine wesentliche Rolle im ökologischen Gleichgewicht des Bodens.

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Funktionsweise der Symbiose

Die Symbiose zwischen Mykorrhiza-Pilzen und Pflanzen basiert auf einem ausgeklügelten Austausch von Nährstoffen und Wasser. Die Pilze bilden ein weitverzweigtes Netzwerk aus dünnen Zellfäden, den Hyphen, die Wasser und Nährstoffe aus schwer zugänglichen Bodenschichten aufnehmen. Dadurch erhalten Pflanzen Zugang zu Nährstoffen wie Phosphor und Stickstoff, die für ihr gesundes Wachstum notwendig sind.

Vorteile für die Pflanze

  • Erhöhte Nährstoffaufnahme: Mykorrhiza-Pilze verbessern den Zugang zu lebenswichtigen Nährstoffen wie Phosphor und Stickstoff, was das gesunde Wachstum und die Vitalität der Pflanze fördert.
  • Verbesserte Wasseraufnahme: Die Hyphen vergrößern die Aufnahmefläche der Pflanzenwurzeln, was besonders in Trockenperioden entscheidend ist.
  • Erhöhte Widerstandskraft: Pflanzen, die in Symbiose mit Mykorrhiza-Pilzen leben, sind widerstandsfähiger gegen Krankheiten, Schädlinge und Umweltstress wie Trockenheit und Bodenverschmutzungen.

Vorteile für den Pilz

Energieversorgung: Der Pilz erhält Kohlenhydrate (hauptsächlich in Form von Zucker), die von der Pflanze durch Photosynthese produziert werden, da Pilze selbst keine Photosynthese betreiben können.

Durch diesen gegenseitigen Nutzen entsteht eine stabile und nachhaltige Verbindung, von der beide Organismen langfristig profitieren.

Vorteile von Mykorrhiza-Pilzen im Garten

Der Einsatz von Mykorrhiza-Pilzen im Garten bietet zahlreiche Vorteile für Pflanzen und Boden:

  • Verbesserte Nährstoffversorgung: Mykorrhiza-Pilze helfen Pflanzen, schwer zugängliche Nährstoffe wie Phosphate und Spurenelemente aufzunehmen, was das gesunde Wachstum unterstützt.
  • Erhöhte Wasseraufnahme: Die Hyphen erweitern das Wurzelsystem und ermöglichen eine effiziente Wasseraufnahme, wodurch Pflanzen widerstandsfähiger gegen Wassermangel werden.
  • Gesünderes Wurzelwachstum: Mykorrhiza-Pilze fördern die Ausbildung eines dichten Wurzelwerks, was das schnelle Etablieren der Pflanzen unterstützt.
  • Erhöhte Resistenz: Pflanzen in Symbiose mit Mykorrhiza-Pilzen sind widerstandsfähiger gegen Schädlinge, Krankheiten und Umweltstress.
  • Optimierte Bodenstruktur: Das Myzel der Pilze verbessert die Bodenstruktur, indem es Bodenpartikel verbindet und die Luft- und Wasserdurchlässigkeit erhöht.
Staudenbeet mit unterschiedlichen Pflanzen

Auch Stauden profitieren bei der Pflanzung von Mykorrhiza-Dünger

Diese Vorteile fördern nicht nur das Pflanzenwachstum und die Pflanzengesundheit, sondern tragen auch zur langfristigen Bodenfruchtbarkeit und -stabilität bei.

Arten von Mykorrhiza-Pilzen

Mykorrhiza-Pilze lassen sich in verschiedene Gruppen unterteilen, die unterschiedliche Symbioseformen mit Pflanzen eingehen:

Arbuskuläre Mykorrhiza (AM)

Arbuskuläre Mykorrhiza (AM) ist die am weitesten verbreitete Form und tritt bei etwa 80% aller Landpflanzen auf. Diese Pilze dringen mit ihren Hyphen in die Zellen der Wurzelrinde ein und bilden dort Arbuskeln, die einen effizienten Nährstoffaustausch ermöglichen.

Ektomykorrhiza (EM)

Ektomykorrhiza bilden sich hauptsächlich bei Bäumen und Sträuchern. Diese Pilze umhüllen die Wurzeln der Pflanze und dringen nur in die Zellzwischenräume der Wurzelrinde ein. Sie sind häufig bei Baumarten wie Birken, Buchen, Kiefern und Weiden vertreten.

Birkenwald

Ericoide Mykorrhiza

Diese spezielle Gruppe von Mykorrhiza-Pilzen ist auf die Familie der Heidekrautgewächse spezialisiert. Sie helfen Pflanzen wie Rhododendren, Azaleen und Heidelbeeren, in sauren und nährstoffarmen Böden die notwendigen Nährstoffe zu erschließen.

Durch Kenntnis der spezifischen Mykorrhiza-Pilzarten können Sie die Pflanzengesundheit gezielt fördern und die passende Pilzart zur Unterstützung auswählen.

Mykorrhiza-Produkte für den Garten

Für die Integration von Mykorrhiza-Pilzen im Garten gibt es verschiedene Produkte, die die Symbiose zwischen Pilzen und Pflanzen unterstützen. Diese Produkte sind in verschiedenen Formen erhältlich:

  • Granulate: Können direkt ins Pflanzloch oder um bestehende Pflanzen eingearbeitet werden.
  • Pulver: Ideal zum Mischen mit Erde oder zum gezielten Ausstreuen um Pflanzen.
  • Flüssigkeiten: Mit dem Gießwasser vermischt, ermöglichen sie eine gleichmäßige Verteilung der Pilze im Boden.

Anwendungsmöglichkeiten

  1. Neupflanzungen: Geben Sie Granulat oder Pulver ins Pflanzloch, bevor Sie die Pflanze einsetzen.
  2. Bestehende Pflanzen: Tragen Sie Granulat oder Pulver um die Pflanzen herum auf und arbeiten Sie es leicht in den Boden ein. Flüssige Produkte können mit dem Gießwasser ausgebracht werden.
  3. Topfpflanzen: Mischen Sie das Mykorrhiza-Produkt gleichmäßig in die Blumenerde, bevor Sie die Pflanzen eintopfen.

Es ist wichtig zu beachten, dass Mykorrhiza-Pilze Zeit benötigen, um sich im Boden zu etablieren und eine Symbiose mit den Pflanzen einzugehen.

Zusätzliche Vorteile der Mykorrhiza-Produkte

  • Umweltfreundlichkeit: Mykorrhiza-Produkte sind frei von künstlichen oder chemisch verarbeiteten Inhaltsstoffen.
  • Vielseitigkeit: Geeignet für eine Vielzahl von Pflanzenarten, einschließlich Gemüse, Obstbäumen, Zierpflanzen und Rasenflächen.
  • Bodenverbesserung: Das Myzel der Pilze verbessert die Bodenstruktur, erhöht die Aktivität nützlicher Mikroorganismen und fördert die Bodenfruchtbarkeit.

Der gezielte Einsatz von Mykorrhiza-Produkten kann die Gesundheit und das Wachstum Ihrer Pflanzen fördern und zu einer nachhaltigen Gartenpflege beitragen.

Mykorrhiza und Düngung

Die Einbindung von Mykorrhiza-Pilzen in die Gartenpflege kann den Düngerbedarf verringern und die Pflanzengesundheit verbessern. Diese Pilze steigern die Fähigkeit der Pflanzenwurzeln, Nährstoffe und Wasser zu absorbieren, insbesondere Phosphor.

Vorteile des Mykorrhiza-Einsatzes

  • Reduzierter Düngerbedarf: Durch die erhöhte Nährstoffaufnahme können Sie die Menge an mineralischem Dünger reduzieren.
  • Optimierte Nährstoffverwertung: Pflanzen nutzen vorhandene Nährstoffe effizienter und benötigen weniger zusätzliche Düngung.
  • Verbesserte Bodenstruktur: Die Mykorrhiza fördern die Bildung einer besseren Bodenstruktur, was die Verfügbarkeit und Speicherung von Nährstoffen und Wasser verbessert.

Wichtige Hinweise zur Düngung mit Mykorrhiza

Obwohl Mykorrhiza-Pilze viele Vorteile bieten, ersetzen sie eine ausgewogene Düngung nicht vollständig. Beachten Sie folgende Punkte:

  • Gleichzeitiger Einsatz von organischen Düngern: Diese fördern die Symbiose besser als chemische Dünger, die empfindliche Pilznetze schädigen können.
  • Angemessene Nachdüngung: Trotz der verbesserten Nährstoffaufnahme ist eine bedarfsgerechte Nachdüngung notwendig.
  • Umsicht bei der Düngemittelwahl: Verwenden Sie mineralische Düngemittel sparsam, um das Mykorrhiza-Geflecht nicht zu beeinträchtigen.

Durch die Berücksichtigung dieser Aspekte können Sie die Vorteile der Mykorrhiza vollständig ausschöpfen und gleichzeitig eine nachhaltige Gartenpflege gewährleisten, wobei Ihre Pflanzen gesünder und widerstandsfähiger werden.

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