Systematik und Erscheinungsbild im Überblick
Mit der Bryologie, der Wissenschaft der Moose, beschäftigen sich Forscher seit dem 18. Jahrhundert. Bis heute werden immer noch neue, faszinierende Details über die winzigen Pflanzen entdeckt, die ihre schnöde Zuordnung zu den Unkräutern ad absurdum führen. Der folgende Steckbrief nennt interessante Fakten zum Laubmoos:
- Laubmoos (Bryophyta) als größte Gruppe innerhalb der Pflanzenabteilung Moose
- Mehr als 15.000 bekannte Arten mit weltweiter Verbreitung
- Wachstum auf der Erde (terrestrisch), auf Bäumen (epiphytisch) und auf Steinen (lithophytisch)
- Wuchshöhen von 1 mm bis 20 cm mit beblätterten Stämmchen
- Wuchsform straff aufrecht, Kissen-bildend (akrokarp) oder verzweigt, Rasen-bildend (pleurokarp)
- Wurzellose Verankerung im Untergrund über einzellige Stränge, ohne Schmarotzerfunktion
- Aufnahme von Nährstoffen und Wasser über den Regen
- Vermehrung mittels Generationswechsel zwischen geschlechtlich und ungeschlechtlich
Von wirtschaftlicher Bedeutung ist einzig die Untergattung der Torfmoose, aus denen Pflanzensubstrate hervorgehen oder Sphagnum für die Kultivierung von Orchideen.
Geniale Überlebensstrategien – Darum ist die Bekämpfung so heikel
Infolge fehlender Wurzeln ist Laubmoos konkurrenzschwach. Es sucht sich daher gezielt Standorte, die von anderen Pflanzen nicht besiedelt werden oder an denen sie schwächeln. Somit tauchen die grünen Moosbeläge an Stellen auf, die uns so gar nicht behagen, wie auf gepflasterten Wegen, Mauern, Terrassen oder im Rasen. Die Bekämpfung ist so problematisch, weil Laubmoos sich in Millionen Jahren diese Überlebensstrategien erarbeitet hat:
- Geringste Regenmengen decken den Bedarf an Wasser und Nährstoffen ab
- Vertrocknetes Moos erträgt Hitze bis 110 Grad und Kälte bis – 196 Grad Celsius
- Photosynthese ist bei vielen Arten noch bei unter 0 Grad Celsius möglich
Diese und weitere Fähigkeiten ermöglichen Laubmoos und anderen Moosen, selbst nach Jahren der Ruhe, Unterdrückung und Bekämpfung, wieder auszutreiben.
Tipp
Seit 200 Jahren vermuteten Wissenschaftler es bereits – der Beweis konnte indes erst in 2000 erbracht werden. Unter den Lebermoosen befindet sich mit Colura eine tropische Gattung, deren 20 Arten sich als fleischfressende Pflanzen im Miniformat betätigen. Die 1 mm kleinen Blätter fungieren als Fangvorrichtung für Wimperntierchen. Nach kurzer Zeit sterben die Einzeller ab und werden vom Moosgewebe verarbeitet.