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Hängende Gärten: Faszination früher und heute

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Die Idee von vertikal angeordneten Gärten entstand vor Jahrtausenden. Während die Natur als Vorbild gilt, werden in modernen Objekten physikalische Kräfte ausgetrickst. Die Fantasie ist der Grund für zahlreiche Neuinterpretationen und so haben die hängenden Gärten auch das Wohnzimmer erobert.

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Ein hängender Garten lässt sich mit ein bisschen Fantasie ganz einfach selbst herstellen
AUF EINEN BLICK
Was sind die Hängenden Gärten von Babylon und ihre heutige Bedeutung?
Die Hängenden Gärten von Babylon gelten als eines der sieben antiken Weltwunder, deren Existenz bis heute umstritten ist. Vermutlich wurden sie vom babylonischen König Nebukadnezar II. im 6. Jahrhundert v. Chr. erbaut. Heutzutage inspirieren hängende Gärten moderne architektonische und gärtnerische Projekte weltweit, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Raum.

Ein Blick in die Geschichte

Eines der sieben Weltwunder der Antike war ein Garten als einzigartiges Vermächtnis der Menschheit. Zur damaligen Zeit lagen die hängenden Gärten in Babylon, was dem heutigen Irak entspricht. Es war eine der wichtigsten Metropolen in der Antike. Allerdings gibt es kaum gesicherte Belege, wann das Weltwunder von Babylon existierte. Der babylonische König Nebukadnezar II., der von 605 bis 562 v. Chr. regierte, soll der Bauheer gewesen sein.

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Historische Überlieferungen:

  • Antipatros von Sidon benannte die Gärten in einem Gedicht
  • Diodoros Sikulos hält schriftlich fest, dass es keinen offensichtlichen Mechanismus zum Wassertransport gab
  • Strabon beschrieb die Geografie
  • Philon von Byzanz verfasste eine Art Reiseführer zu den sieben Weltwundern

Beeindruckende Inszenierung

Überliefert sind die Ausmaße der gesamten Anlage. Sie soll etwa 120 Meter breit und lang gewesen sein und eine Höhe von 24 Meter erreicht haben. Der Aufgang zum Garten soll ähnlich wie ein Hang geneigt und von riesigen Terrassenstufen bedeckt gewesen sein. Unzählige exotische Pflanzen wuchsen auf den Dächern und Wasser galt als bestimmendes Element.

Um die Pflanzen zu bewässern, war ein aufwändiges System notwendig, welches Wasser aus den Zuflüssen des Euphrat gewann. Die einzelnen Teile des imposanten Bauwerks waren stufenartig angeordnet und von Gängen durchzogen. So gelang dem Erbauer ein Erscheinungsbild, welches wohl an ein Theater erinnern sollte. Solche Bilder von rauschendem Wasser und prächtigem Grün inmitten einer Wüste beflügelte wohl die Fantasie.

Fehler, Mythen und Thesen

Es gibt weniger als eine Handvoll Daten, die tatsächlich belegt werden konnten. Immer wieder stoßen Forscher auf Informationen, die zu neuen Thesen verleiten. Doch bis heute ist umstritten, welche Fakten der Wahrheit entsprechen und welche der Fantasie entsprangen.

Namensverwirrung und Bauherrenchaos

Bei den hängenden Gärten handelte es sich eigentlich nicht um echte vertikale Pflanzenarrangements sondern um terrassenartige Beetanordnungen. Dieser Mythos ist auf einen Übersetzungsfehler aus dem Griechischen ins Deutsche zurückzuführen. Richtiger wäre die Bezeichnung ‚Dachgarten auf Terrassen‘. Die Geschichtswissenschaftler sind sich einig, dass die hängenden Gärten nicht von Semiramis in Auftrag gegeben wurde. Sie war etwa 200 Jahre vor Nebukadnezar II. Königin von Babylonien. Der König soll die Anlage für seine Frau Amyitis gebaut haben.

Eines Weltwunders unwürdig

Der deutsche Archäologe Robert Koldewey entdeckte zu Beginn des 20. Jahrhunderts zwei Paläste, von denen einer der Garten der Semiramis gewesen sein könnte. Seine Vermutung wurde gestützt, da der Palast Gewölbeunterbauten, Brunnenanlagen und ungewöhnliche Tonscherben enthielt. Allerdings betrug die Seitenlänge lediglich 45 Meter. Ein solcher Palast ist für viele Wissenschaftler nicht eines Weltwunders würdig.

Solche Gärten waren auch für die alten Babylonier normal, denn viele Könige errichteten entsprechende Anlagen zur Erholung. Die Griechen sahen diese Bauwerke in einem anderen Licht. Gartenanlagen mussten für sie eine Besonderheit gewesen sein, denn sie kannten diese nicht. Dadurch könnte dieser kleine Garten seinen legendären Ruf bekommen haben.

Zweifelhafte Existenz

Es wird vermutet, dass bereits um 100 v. Chr. große Teile der hängenden Gärten der Semiramis zerstört waren. Zu dieser Zeit verließen die Bewohner von Babylon ihre Stadt. Die Existenz dieser mächtigen Anlage wird vielfach infrage gestellt. Herodot, der als Vater der Geschichtsschreibung angesehen wird, berichtet in seinem überlieferten Werk ebenfalls nichts über die Gärten. In dieser Universalgeschichte, welche vom Aufstieg des Perserreichs bis zu den Perserkriegen erzählt, ist kein Detail zum Weltwunder enthalten.

Hängegärten heute

Die Geschichte dieser mächtigen Gartenanlagen liefert immer wieder neue Inspirationen. Städtebauer, Landschaftsarchitekten und Tourismusbranche nutzen die Idee der hängenden Gärten für ihre Projekte. Pflanzen in der vertikalen Anordnung schaffen eine neue Atmosphäre und erweitern förmlich den Horizont. Doch selbst in der Natur entwickeln sich entsprechende Gebilde, wenn es die Bedingungen zulassen.

  Wo? Was ist das? Besonderheit
Hängende Gärten von Ehrenfeld Köln Bar unzählige Plastikrosen an der Decke
Vertical Living Singapur Gestaltungsprojekt für mehr Lebensqualität grüne Fassaden, Terrassenplantagen und Dachterrassen
Hanging Gardens Ubud Bali Luxusressort Anlage an einem 45 Grad geneigten Hang

Jardins suspendus von Le Havre

Die hängenden Gärten wurden in einer alten Festung aus dem 19. Jahrhundert angelegt und fügen sich in die Überreste der ehemaligen Bollwerke, Wehrgänge, Gräben und Pulverkammern ein. Die Besucher erleben eine botanische Weltreise. In verschiedenen Themengärten werden Vegetationsformen aus südlichen Regionen, Nordamerika und Ostasien gezeigt. In der Mitte des Hofes liegen Gewächshäuser mit Duftpflanzen aus den Tropen.

Hängende Gärten von Mumbai

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Die Hängenden Garten in Mumbai hängen zwar nicht, werden aber ständig erweitert

Inmitten der Wohngegend Mumbais, in der die Oberschicht lebt, liegt der Malabar Hill. Hier hat sich ein Kunstwerk des Gartenbaus entwickelt, welches kontinuierlich erweitert und neu gestaltet wird. Unzählige Gärtner beschneiden Sträucher und Büsche und geben ihnen die Form von Elefanten, Affen und Giraffen. Ein Spaziergang lohnt sich in der Nacht. Dann hat sich die Hitze des Tages gelegt und die weitestgehend schattenlose Anlage bietet einen beeindruckenden Blick über die Lichter der Stadt.

Historischer Hängegarten von Neufra

Dieser Renaissancegarten wurde zwischen 1569 und 1573 in Auftrag gegeben. Der Graf Georg von Helfenstein ließ den natürlichen Schlossberg durch eine ebene Fläche erweitern, die von bis zu neun Meter hohen Gewölben getragen wird. Auf dieser Ebene wurde eine Gartenanlage errichtet. Es ist eine Kombination aus Gartenbau und Architektur, für die sich der Graf in anderen Ländern inspirieren ließ.

Hängende Gärten beflügeln seit jeher die Fantasie der Menschheit. Sie sind Erholungsoase und Inspirationszentrum zugleich.

Hanging Gardens von Zion

Der Zion-Nationalpark liegt im Südwesten Utahs der USA. Charakteristisch sind die Hochebenen, die von zahlreichen Schluchten zerteilt sind. Die Hänge dieser Canyons sind äußerst vielfältig und kleinräumig gegliedert. Je nach Beschaffenheit des Untergrunds und Sonnenausrichtung haben sich hier völlig unterschiedliche Ökosysteme in direkter Nachbarschaft entwickelt. An den Stellen, wo das Wasser aus dem Gestein austritt, sind hängende Gärten entstanden.

Vielfältige Flora an den Wänden:

  • Farne und Sauerklee hängen meterweit in die Tiefe
  • Bärte aus Moos wachsen über erodierte Felskanten
  • Yuccas behaupten sich auf nacktem Fels der Südhänge
  • verkrüppelte Wacholder trotzdem der sengenden Sonne
  • kleine Kiefern und Eichen halten sich in Felsspalten fest

Bahai-Weltzentrum in Israel

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Das Bahai-Weltzentrum in Israel ist ein Friedenssymbol

Die hängenden Gärten der Bahai befinden sich in Haifa am Berg Karmel. Sie gehören zu den beliebtesten Touristenattraktionen und gelten nicht nur als Ort der Ruhe und Entspannung. Die Gartenanlage am Berghang ist ein Symbol des Friedens. Sie wurde vom iranischen Architekt Fariborz Sahba entworfen und zeigt verschiedene Elemente persischer Gärten. Die hängenden Gärten bilden eine Achse, welche die zwei wichtigsten Religionszentren der Bahai verbindet. Im Jahr 2008 wurde der Garten zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.

Gestaltungsideen für die Wohnung

Pflanzen in vertikaler Ausrichtung faszinieren die Menschen bis heute. Sie schaffen eine mystische Atmosphäre und sind wegen ihrer überhängenden Triebe und Blätter besonders attraktiv. Aufgrund der großen Platzersparnis gewinnen hanging gardens zunehmend an Bedeutung.

Botanic Horizon

Im Erzgebirge hat ein Geschäftsführer einer Textilfirma das Thema der hängenden Gärten neu interpretiert. BOHO oder BOTANIC HORIZON ist ein halbtransparentes und vertikal aufgebautes Schnursystem, an dem Nutz- und Zierpflanzen wachsen. Dieser Aufbau ermöglicht eine platzsparende Installation selbst in kleinen Räumen. Das Modell lässt sich aufhängen, sodass es als Dekoelement an der Wand oder Raumteiler fungiert. Der Ideenreichtum des Erfinders steht nicht still und so begab sich dieser mit seinem Startup in die Höhle der Löwen, um Investoren zu gewinnen.

Hängende Gärten: Pflanzbeispiele für Botanic Horizon

 

So funktioniert der hängende Garten:

  • Samen an den Knotenpunkten einfüllen
  • von oben mit Nährstofflösung bewässern
  • Pflanzen entwickeln Wurzeln um die Schnüre

 

Vertical Green Design

Wer Thomas Gessler in seinem kleinen Kreuzberger Laden in Berlin besucht, taucht ein in einen vertikalen Dschungel aus Zier- und Nutzpflanzen. Hier wachsen Farne, Tillandsien und Efeu in der Senkrechten ganz ohne Erde und eingefasst durch einen Rahmen. Ab 60 Euro gibt es ein Stück Urwald für die eigenen vier Wände. Doch der Geschäftsinhaber realisiert auch vertikale Gemüse- und Kräutergärten mit Tomaten oder Rucola. Die Pflanzen wachsen in einem Substrat aus offenporigem Schaumstoff, der den Wurzeln sicheren Halt bietet. Die Bewässerung erfolgt über einen Wassertank oder mit einem Zerstäuber.

Exkurs

Zukunftsideen

Vertikale Gärten gewinnen auch in der globalen Landwirtschaft an Bedeutung. Das vertical farming ist eine Idee, die eine tragfähige Versorgung der Menschen in Ballungsgebieten mit Lebensmitteln gewährleisten soll. Basis sind mehrstöckige Gebäude, die sogenannten Farmscrapers. Auf mehreren übereinander gelagerten Ebenen sollen ganzjährig, Speisepilze, Gemüse und Früchte sowie Algen produziert werden. So sollen Energiekosten für den Transport eingespart und der Ausstoß von Kohlendioxid minimiert werden.

Hängegärten selbst gestalten

Die Königin Semiramis, die mit den hängenden Gärten in Verbindung gebracht wird, ist längst Geschichte. Doch die Idee der vertikal ausgerichteten Pflanzenarrangements hat sich bis heute gehalten. Die Schwierigkeit besteht darin, geeignete Pflanzen zu finden. Nicht alle Gewächse fühlen sich wohl unter lichtarmen Bedingungen an der Wand. Spezielle Pflanzenlampen können Abhilfe verschaffen.

Gärten aus PET-Flaschen

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Ein hängender Garten kann ganz günstig sein

Materialien für die Gestaltung müssen Sie sich nicht zwangsläufig kaufen. Viele Dinge lassen sich mit einfachen Mitteln in einen hängenden Garten umgestalten. Nutzen Sie mehrere PET-Flaschen und verschönern Sie diese mit Farbe, Buchstaben oder Klebefolie. Legen Sie die Flaschen auf einen Tisch und zeichnen Sie ein Rechteck auf die obere Flaschenseite. Diese Öffnung wird mit einem Cuttermesser ausgeschnitten.

Bohren Sie an der Hinterseite zwei Löcher in das Plastik. Hier wird eine Nylonschnur eingefädelt, an denen die Gefäße aufgehangen werden. Damit diese nicht aus den Öffnungen herausrutschen, sollten Sie die beiden Enden jeweils an einem kleinen Stück Zahnstocher befestigen. Befüllen Sie die Flaschen mit einem auf die Pflanzen abgestimmten Substrat und setzen Sie die gewünschten Gewächse ein.

Diese Pflanzen sind geeignet:

  • Küche: Basilikum, Schnittlauch, Majoran
  • Wohnzimmer: Kakteen und Sukkulenten
  • Bad: Tillandsien, Bromelien, Orchideen

Tipp

Tragen Sie Farbe mit einer Malerrolle auf. Dadurch entsteht ein schöner Effekt.

Grüne Wand für den Balkon

Begrünte Wandgestelle eignen sich ideal als Sichtschutz im Garten oder auf dem Balkon. Sie können aber auch direkt an der Fassade montiert werden, um diese zu verschönern. Verlegen Sie Schläuche im Füllstoff, die mittels einer Pumpe Wasser aus einem Reservoir transportieren und die Pflanzen versorgen. Über kleine Löcher im Schlauch tropft das Wasser in den Füllstoff.

Anleitung zum Bauen:

  1. Stahlgitter an eine kahle Außenwand befestigen
  2. Plastiknetz mit Maschenweite von fünf Millimeter vor das Stahlgitter anbringen
  3. Matte aus Steinwolle ankleben
  4. Aufbau mit rostfreiem und kleinmaschigem Draht abschließen

In diesem Sandwichaufbau finden die Pflanzen genügend Halt zum Wurzeln und die Fassade ist durch die Plastikfolie geschützt. Diese dient außerdem als Isolation gegen Kälte aus der Wand. Immergrüne Blattschmuckstauden, die längere Trockenperioden überstehen, eignen sich ideal zur Bepflanzung.

Tipp

Diese Variante lässt sich auch als Miniversion für das Wohnzimmer gestalten. Sie können die Wand einrahmen und mit Tillandsien bepflanzen.

Häufig gestellte Fragen

Wie kam es zum Bau der Hängenden Gärten?

Theorien besagen, dass der babylonische König Nebukadnezar II. die Gärten für seine Frau errichten ließ. Diese stammte aus einer sehr grünen Landschaft in Persien und sollte mit den Gartenanlagen an ihre Heimat erinnert werden. Prägende Elemente waren nicht nur unzählige tropische Pflanzen sondern auch Wasser.

Wann wurden die Hängenden Gärten von Babylon zerstört?

Es gibt keine Belege über den Niedergang der mächtigen Gartenanlage. Vermutlich existierte das Bauwerk nicht mehr, als die Menschen um 100 v. Chr. Babylon verließen. Wissenschaftler zweifeln an der Existenz, da selbst der berüchtigte Geschichtenschreiber Herodot kein Wort über die Anlagen verlor.

Existierten die Hängenden Gärten tatsächlich in Babylon?

Einige Wissenschaftler vertreten die These, dass die Gärten nicht in Babylon sondern in Ninive errichtet wurden und dort Teil des Palastes von Sanherib gewesen seien. Sie beziehen sich auf historische Quellen, topologische Funde und Deutungen von Kunstwerken.

Gibt es hängende Gärten für das Wohnzimmer?

Auf dem Markt werden immer mehr Modelle angeboten, die vertikal angeordnet sind. NatureUp ist ein Stecksystem (29,00€ bei Amazon*) von Gardena, welches sich individuell gestalten und durch Bewässserungsanlagen und Eckelemente erweitern lässt. Mit ausgedienten Objekten können Sie selbst hängende Pflanzenarrangements basteln. Dazu eignen sich Dachrinnen, Bilderrahmen oder Plastikflaschen.

Bilder: iamlukyeee / Shutterstock