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Bienenfreundlicher Garten – Inspirationen für ein summendes Paradies

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Wie gestalte ich einen bienenfreundlichen Garten? Dramatischer Insektenschwund und besorgniserregendes Bienensterben verleihen dieser Frage oberste Priorität im naturnahen Hobbygarten. Dieser Ratgeber beschreibt wichtige Komponenten, die Beet und Balkon verwandeln in ein Schlaraffenland für Honigbienen, Wildbienen, Wespen und Hummeln.

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Wildblumen sind fast immer die bessere Wahl
AUF EINEN BLICK
Wie gestaltet man einen bienenfreundlichen Garten?
Ein bienenfreundlicher Garten bietet nektarreiche Blüten, trockene Sandflächen, Insektenhotels und eine vielfältige Pflanzenauswahl. Setzen Sie auf heimische Pflanzen wie Echte Kamille, Wilde Möhren, Natternkopf, Taubnesseln, Ackerringelblumen oder Knäuel-Glockenblumen. Verzichten Sie auf Geranien und Petunien, da sie für Bienen keinen Wert haben.

Was gehört in einen bienenfreundlichen Garten?

Im bienenfreundlichen Garten geht es hoch her. Die Luft ist erfüllt vom Summen und Brummen. Im Boden sind Regenwürmer und Mikroorganismen unermüdlich aktiv, um wertvollen Humus zu produzieren. Wo pralles Leben regiert in Flora und Fauna, fühlen sich auch fleißige Honigbienen, emsige Wildbienen und geschäftige Hummeln gut aufgehoben. Mit dem konsequenten Verzicht auf Pestizide und Kunstdünger vollziehen Sie den ersten Schritt zum Bienen-Paradies. Diese Komponenten verwandeln Ihren Garten in eine einladende Wohlfühl-Oase für Insekten:

  • heimische Nahrungspflanzen mit einfachen, nektarreichen Blüten
  • gemischte Blütenhecken, bepflanzte Trockenmauern, hohle Baumstämme als Rückzugsorte
  • Kräuterspirale mit Wildkräutern und Wasserquelle
  • blühende Wiesen und Grünstreifen statt englischen Rasen
  • Gründüngungspflanzen als Vor-, Zwischen- und Nachkultur im Gemüsebeet
  • trockene Sandflächen für Sandbienen und Wildbienen
  • Nistkästen, Insektenhotels und Wasserstellen

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Ein bienenfreundlicher Garten bietet Insekten alles, was sie für den Nestbau benötigen. An offenen, feuchten Lehmflächen finden beispielsweise Mauerbienen, Tönnchenwegwespen oder Weidensandbienen das nötige Baumaterial für den diesjährigen Kindergarten.

Schlemmerpflanzen für Bienen

Ein abwechslungsreicher Pflanzplan garantiert, dass Bienen, Wespen und Hummeln von Januar bis Oktober im Garten ein reich gedecktes Buffet vorfinden. Das gelingt mit heimischen Blumen, Stauden und Gehölzen, die als Schlemmerpflanzen überfließen mit Nektar und Pollen. Folgende Tabelle stellt Ihnen wertvolle Nahrungspflanzen für den bienenfreundlichen Garten vor:

Blumen und Stauden Blütezeit Gehölze Blütezeit Kräuter Blütezeit
Schneeglöcken (Galanthus) Februar bis März Kornelkirsche (Cornus mas) Februar bis April Duftveilchen (Viola odorata) März bis April
Wilde Tulpe (Tulipa sylvestris) März bis Juni Weide (Salix) März bis April Thymian (Thymus vulgaris) Mai bis Oktober
Moschusmalve (Malva moschata) Juni bis Oktober Liguster (Ligustrum vulgare) Mai bis Juni/Juli Arnika (Arnica montana) Mai bis August
Kornblume (Centaurea cyanus) Juni bis Oktober Hartriegel (Cornus sanguinea) Mai bis Juni Rosmarin (Rosmarinus officinalis) Juni bis September
Natterkopf (Echium vulgare) Mai bis Oktober Hundsrose (Rosa canina) Juni bis Oktober Ringelblume (Calendula officinalis) Juni bis Oktober

Geben Sie bitte stets Wildarten den Vorzug. Pflanzen-Sorten mit gefüllten Blüten sind für Honigbienen, Wildbienen und Kollegen eine herbe Enttäuschung. Zumeist ist im Blüteninneren kein Nektar vorhanden. Häufig haben Bienen keine Chance, durch dichte Blütenblätter bis zur Nahrung vorzudringen und verschwenden viel Energie für die trügerische Mogelpackung.

Schattenverträgliche Nektar- und Pollenspender

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Buschwindröschen sind die ideal bienenfreundliche Schattenblume

Im Garten und auf dem Balkon zählen nicht nur die Sonnenseiten. Wo Licht Mangelware ist, sind schattenverträgliche Nektar- und Pollenspender gefragt, die Bienen einen gedeckten Tisch offerieren. Diese Aufgabe erfüllen folgende Pflanzen mit Bravour:

  • Weißes Buschwindröschen (Anemone nemorosa): Blütezeit April und Mai
  • Wald-Erdbeere (Fragaria vesca): Blütezeit Mai bis Juli
  • Gelber Lerchensporn (Corydalis lutea): Blütezeit Mai bis September
  • Mauer-Zimbelkraut (Cimbalaria muralis): Blütezeit Juni bis Oktober

Für einen Nektar-reichen Saisonausklang garantiert Efeu (Hedera helix). Die Kletterpflanze erblüht erst dann, wenn die meisten Nektarquellen im Garten versiegt sind. Naturnahe Gärtner können sicher sein, dass alles, was sechs Beine hat, sich im Herbst hier einfindet.

Tipp

Besuchen Sie doch einmal einen Vortrag zum Thema bienenfreundliches Gärtnern. In Deutschland und Österreich bieten zahlreiche Organisationen und Initiativen spannende Informationen aus dem Munde versierter Experten an. Vorbildfunktion üben „deutschland-summt.de“ und „Bodenbündnis Österreich“ aus. Schauen Sie im Veranstaltungskalender der regionalen Volkshochschule (VHS) nach. Die alljährliche Bundesgartenschau wird begleitet von mehreren Vorträgen rund um den bienenfreundlichen Garten.

Wildbienen in Not – empfehlenswerte Nahrungspflanzen

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Wilde Karotten sind bei Bienen sehr beliebt

Die meisten Wildbienen sind Einzelkämpfer. Im Gegensatz zu Honigbienen bilden sie keine Staaten und fallen kaum auf. Tatsächlich leisten Wildbienen mehr als 90 Prozent der Bestäubungsleistung. Ein guter Grund, bei der Pflanzenauswahl für den bienenfreundlichen Garten die besonderen Bedürfnisse von Wildbienen einzubeziehen. Viele Arten sind spezialisiert auf eine einzige Pflanzenart, was sie mittlerweile in extreme Bedrängnis bringt. Folgende Tabelle nennt wichtige Wildbienenarten und ihre bevorzugten Futterpflanzen:

Pflanzenname botanischer Name Wildbiene wissenschaftlicher Name
Echte Kamille Matricaria recutita Buckel-Seidenbiene Collet es daviesanus
Natternkopf Echium vulgare Natternkopf-Mauerbiene Osmia adunca
Wilde Möhre Daucus carota Haarstrang-Sandbiene Andrena nitiduiscula
Acker-Ringelblume Calendula arvensis Gewöhnliche Löcherbiene Osmia truncorum
Taubnessel Lamium maculatum Pelzbiene Anthrophora spec.
Knäuel-Glockenblume Campanula glomerata Glockenblume-Sägehornbiene Melitta haemorrhoidalis

Futterpflanzen alleine sichern das Überleben von Wildbienen nicht. Die empfindlichen Insekten sind fernerhin angewiesen auf ungestörte Brutplätze. Mehrheitlich nisten Weibchen in der Erde. Zu diesem Zweck graben sie einen Tunnel und legen darin die Brutzellen an. Es liegt auf der Hand, dass häufige Bodenbearbeitung oder die Verwendung von Kunstdünger und Pestiziden das reinste Gift sind für Wildbienen. Haben Sie ein Erdnest entdeckt, markieren Sie die Fundstelle und sehen von Arbeiten mit der Harke ab, bis die unterirdische Familienplanung abgeschlossen ist. Verbannen Sie bitte Blaukorn, Glyphosat und Co aus Ihrem bienenfreundlichen Garten.

Exkurs

Motivationsschub Wettbewerb

Fleißige Gärtner werden für ihren bienenfreundlichen Garten belohnt mit bundesweiter Aufmerksamkeit und einem großzügig dotierten Preis. Die Initiative „deutschland-summt“ veranstaltet alljährlich einen Wettbewerb unter dem Motto „Wir tun was für Bienen“. Teilnehmen können private Gärtner, Balkongärtner, Kindergärten, Schulen und Kommunen. Sieger und Platzierte werden prämiert im Abgeordnetenhaus in Berlin. Gelungene Fotodokumentationen zum bienenfreundlichen Gärtnern veröffentlicht die Jury in zahlreichen Medien.

Bienen-Buffet auf dem Balkon – Pflanztipp für Balkongärtner

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Auch auf dem Balkon können Bienen Nektar finden

Balkongärtner leisten einen wichtigen Beitrag zum Erhalt einer lebenswerten Welt für Bienen, Hummeln und andere Insekten. Auf kleinstem Raum können Sie einen bienenfreundlichen Mini-Garten im Topf anlegen und sich am geschäftigen Treiben erfreuen. Folgende Pflanz-Tipps für sonnige oder schattige Lagen mögen Ihre Fantasie beflügeln für ein verlockendes Bienen-Buffet auf dem Balkon:

Pflanzen-, Material- und Werkzeugliste

  • sonnig: Wiesenflockenblume (Centaurea jacea), Natternkopf (Echium vulgare), Ehrenpreis (Veronica)
  • halbschattig: Wiesensalbei (Salvia), Prachtnelke (Dianthus superbus), Wiesenglockenblume (Campanula patula)
  • schattig: Akelei (Aquilegia vulgaris), Lungenkraut (Pulmonaria), Waldlabkraut (Galium slyvaticum)
  • Pflanzengefäß: Topf oder Schale, zwingend mit mindestens einer Bodenöffnung
  • Substrat: torffreie Blumenerde und angedüngte Kokosfasererde zu gleichen Teilen
  • Zubehör: Pflanzkelle, Tonscherben, Gießkanne, Wasser

Als Deko empfehlen wir leere Schneckenhäuser statt Steine oder Figuren. Verschiedene solitäre Wildbienenarten sammeln in einem solchen Hohlraum zunächst einen Pollenvorrat. Daraufhin legt das Weibchen seine Eier ab und verschließt die Öffnung mit einem Mus aus zerkauten Blättern.

Pflanz-Anleitung

  1. Pflanzen mitsamt Topf in Wasser stellen, bis keine Luftbläschen mehr aufsteigen
  2. Bodenöffnung mit Tonscherbe bedecken
  3. Substrat einfüllen bis auf halbe Topfhöhe
  4. Pflanzen austopfen und einpflanzen im Abstand von 10 bis 15 cm
  5. hohe Pflanzen hinten, niedrige vorne arrangieren
  6. auffüllen mit Substrat, bis die Wurzelballen bedeckt und nicht mehr zu sehen sind
  7. Erde andrücken und durchdringend angießen (Wasser läuft unten heraus)

Einen bienenfreundlichen Topf-Garten für den Südbalkon stellen Sie bitte für eine Woche an einen halbschattigen Standort. Hier können sich die Pflanzen an das pralle Sonnenlicht gewöhnen. Eine abrupte Konfrontation mit direkter Sonne birgt die Gefahr von Blattschäden durch Sonnenbrand.

Häufig gestellte Fragen

Um einen Vortrag zu besuchen, fehlt mir die Zeit. Können Sie mir ein Buch empfehlen zum Thema „Bienenfreundlicher Garten“?

Sehr zu empfehlen ist das Buch mit dem Titel „Mein Garten – ein Bienenparadies“ von Bruno P. Kremer (29,00€ bei Amazon*). Informativ und lesefreundlich erhalten Sie eine kompakte Einführung zum bienenfreundlichen Garten. Mehr als 500 Bilder und 200 Pflanzen-Steckbriefe machen das Buch zur idealen Lektüre für Familien. Erschienen ist das Buch im Haupt-Verlag, Bern (ISBN 978-3-258-07844-1) zum Preis von 29,90 Euro.

Was können wir für Bienen tun, ohne eigenen Garten und Balkon?

Übernehmen Sie eine Blühpatenschaft, um eine leere Bodenfläche erblühen zu lassen mit Schlemmerpflanzen für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. Federführend ist die Initiative Mellifera e.V mit ihrem von der UN ausgezeichneten Projekt „Blühende Landschaften“. Sie bestimmen, wie viele Quadratmeter Landschaft erblühen. Den finanziellen Obolus können Sie als Spende geltend machen. Im Gegenzug erhalten Sie ein blütenbunt-summendes 3D-Schild zum Aufstellen und können Ihre Blühfläche jederzeit besuchen.

Mir ist zu Ohren gekommen, dass Geranien und Petunien für Bienen und Hummeln nutzlos sind. Mit welchen bienenfreundlichen Pflanzen kann ich meine Balkonkästen bepflanzen?

Mit verschwenderischer Blütenfülle täuschen Geranien und Petunien darüber hinweg, dass sie für Bienen und Hummeln nichts zu bieten haben. Empfehlenswerte Alternativen mit reichlich Nektar im Gepäck sind Fächerblumen (Scaevola aemula), Duftsteinrich (Lobularia), Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) und Vanilleblume (Heliotrop).

Welche Pflanzen eignen sich für einen bienenfreundlichen Dachgarten mit voller Sonne und trockenem Untergrund?

Für vollsonnige, trockene Lagen sind florale Spezialisten gefragt, die auch im Hochsommer nicht schlappmachen. Das zierliche Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis) eröffnet im März das Nektar-Buffet. Wundklee (Anthyllis vulneraria) setzt mit gelb-orangen Farben im Mai und Juni das Blütenfestival fort. Edel-Gamander (Teucrium chamaedrys) erstrahlt von Juli bis September mit blauen, nektarreichen Blüten. Die Goldschopf-Aster (Galatella linosyris) leuchtet von August bis Oktober mit der Herbstsonne um die Wette.

Tipp

Wo sich zahlreiche Nützlinge im Garten tummeln, haben Schädlinge und Ungeziefer schlechte Karten. Mit einem katzensicheren Igelhaus laden Sie die stacheligen Schädlingsvertilger zum Verweilen ein. Um die Insekten-Population mit Marienkäfern, Schlupfwespen und Florfliegen zu verstärken, bieten spezielle Farmen Larven und Eier an. Ist das ökologische Gleichgewicht im Lot, sind Bienen, Hummeln und Schmetterlinge nicht fern.

Bilder: YKD / Shutterstock