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Zitronenbaum veredeln: Schritt-für-Schritt-Anleitung

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Die Veredelung von Zitronenbäumen eröffnet die Möglichkeit, neue Sorten zu züchten und die Eigenschaften bestehender Bäume zu verbessern. Dieser Artikel führt Sie Schritt für Schritt durch den Prozess des Veredelns, von der Auswahl der richtigen Jahreszeit und des Materials bis hin zur Durchführung der gängigsten Methode, dem Chip-Budding.

Zitronenbaum veredeln

Zeitpunkt für die Veredelung

Die optimale Zeit für die Veredelung Ihres Zitronenbaumes hängt von der gewählten Technik ab. Für das Okulieren, bei dem die Rinde eine wichtige Rolle spielt, eignen sich die Monate Juli bis September besonders gut, da sich die Rinde in dieser Zeit am leichtesten lösen lässt. Sollten Sie die Kopulation bevorzugen, sind die Wintermonate Dezember und Januar ideal. Falls Sie in diesen Zeiträumen keine Veredelung durchführen können, empfiehlt es sich, die Edelreiser dennoch zu schneiden und bis zur Verwendung kühl und frostfrei zu lagern.

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Benötigtes Material

Um Ihren Zitronenbaum erfolgreich zu veredeln, benötigen Sie einige spezielle Materialien:

  • Gartenschere: Zum Zuschneiden von Edelreis und Unterlage
  • Scharfes Messer: Idealerweise ein Kopulationsmesser für präzise Schnitte
  • Veredlungsband: Zum sicheren Verbinden der Veredlungsstelle
  • Wachs oder ähnliches Material: Zum Abdecken der Veredlungsstelle und etwaiger Schnittstellen
  • Saubere Gummihandschuhe: Um die Übertragung von Krankheitserregern zu vermeiden und die Schnittstellen nicht direkt mit den Händen zu berühren

Mit diesen sorgfältig ausgewählten Materialien erhöhen Sie die Erfolgschancen Ihrer Veredelung und beugen Infektionen an der Veredlungsstelle vor.

Auswahl und Vorbereitung von Edelreis und Unterlage

Die Basis für eine gelungene Veredelung liegt in der sorgfältigen Auswahl und Vorbereitung von Edelreis und Unterlage. Beide Komponenten sind entscheidend für das Gedeihen Ihres veredelten Zitronenbaums.

Edelreis vorbereiten

  1. Auswahl: Wählen Sie einen verholzten, einjährigen Zweig der gewünschten Zitrusart, beispielsweise eine Meyer-Zitrone oder Bergamotte. Achten Sie darauf, dass der Zweig rundlich ist und schlafende Knospen besitzt.
  2. Reinigung: Entfernen Sie alle Blätter, lassen Sie jedoch die Blattstiele am Zweig, um die Knospenpositionen besser erkennen zu können.
  3. Schnitt: Schneiden Sie den Zweig von der Spitze zur Basis hin lang ein und setzen Sie einen kleinen Gegenschnitt, um das Reis zurechtzuschneiden. Das Reis sollte am Ende ein bis zwei Knospen besitzen und oberhalb der zweiten Knospe abgeschnitten werden.

Unterlage vorbereiten

  1. Auswahl: Als Unterlage eignen sich robuste Zitrusarten wie die Pomeranze (Citrus aurantium) oder die Dreiblättrige Orange (Poncirus trifoliata), die besonders widerstandsfähig gegen Kälte und Schädlinge sind.
  2. Reinigung und Schnitt: Wählen Sie am Stamm oder Seitenast der Unterlage einen geraden Bereich von etwa fünf Zentimetern Länge und säubern Sie ihn. Entfernen Sie die Blätter und setzen Sie im ausgewählten Bereich einen dem Edelreis ähnlichen Schnitt. Die Zunge der Unterlage sollte präzise in den Gegenschnitt am Edelreis passen.
  3. Dimensionen: Achten Sie darauf, dass Edelreis und Unterlage einen ähnlichen Durchmesser haben, um das Zusammenfügen zu erleichtern.

Durch das exakte Zuschneiden und die gründliche Vorbereitung von Edelreis und Unterlage schaffen Sie eine optimale Verbindung, die für das erfolgreiche Anwachsen und Gedeihen des veredelten Zitronenbaums unerlässlich ist.

Chip-Budding: Eine gängige Methode

Das Chip-Budding, auch als Chippen bekannt, ist eine innovative Veredelungsmethode, die sich als einfache und effektive Technik für Zitronenbäume etabliert hat. Diese Methode kombiniert Elemente der Okulation und der Kopulation, indem ein Auge mit einem Holzanteil (dem „Chip“) in die Unterlage eingesetzt wird. Das Chip-Budding ist besonders praktisch, da es unabhängig von der Lösefähigkeit der Rinde angewendet werden kann und somit ein breiteres Zeitfenster für die Veredelung bietet. Es erübrigt den für die Okulation erforderlichen T-Schnitt, was es zu einer wertvollen Alternative macht, insbesondere bei Pflanzenarten mit schwer zu lösender Rinde.

Vorteile des Chip-Budding

  • Keine Notwendigkeit, die Rinde zu lösen
  • Kann sowohl im Frühjahr als auch im Sommer durchgeführt werden (Frühjahrs-Chippen erfordert die Lagerung der Edelreiser)
  • Besonders geeignet für Arten mit schlecht lösbarer Rinde
  • Vermeidet das Überwallen des Edelauges

Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Chip-Budding

  1. Vorbereiten der Unterlage: Wählen Sie am Stamm der Unterlage eine glatte Stelle aus und führen Sie dort einen etwa 2 cm langen, schrägen Schnitt durch. Der Schnitt sollte parallel zum Holz verlaufen und maximal die Hälfte des Stammdurchmessers erfassen. Setzen Sie oberhalb dieses ersten Schnittes einen weiteren, ebenfalls schrägen Schnitt an, der in Richtung Stammmitte führt, um einen Span zu erzeugen, der anschließend entfernt wird.
  2. Vorbereiten des Edelreises: Suchen Sie am Edelreis eine gut entwickelte Knospe (das Edelauge). Setzen Sie ca. 1 cm oberhalb der Knospe den Schnitt an und führen Sie ihn ca. 1 cm unterhalb der Knospe durch das Holz. Dieser Schnitt löst das Edelauge mitsamt einem kleinen Stück Holz (dem Chip) ab.
  3. Vereinigung: Setzen Sie den Chip mit dem Edelauge in die Schnittstelle der Unterlage ein. Sollte der Chip überstehen, passen Sie das untere Ende entsprechend an. Achten Sie darauf, dass der Chip nicht über die Kerbe hinausragt und am Rand ein schmaler, grüner Streifen sichtbar bleibt.
  4. Fixieren: Verwenden Sie Veredelungsband oder klares Klebeband, um das Edelauge sicher an der Unterlage zu fixieren und das Anwachsen zu unterstützen. Wickeln Sie das Material um die Veredlungsstelle, um den Chip fest an die Unterlage zu drücken.

Anzeichen für erfolgreiches Veredeln

Etwa drei bis vier Wochen nach der Veredelung können Sie anhand folgender Anzeichen erkennen, ob die Veredelung erfolgreich war:

  • Grüner Span: Der Span sollte weiterhin eine gesunde grüne Farbe aufweisen.
  • Kallusgewebe: Um den Span herum sollte sich Kallusgewebe bilden, das einer Wulst ähnelt.
  • Keine Vergilbung oder Vertrocknung: Die Blätter am Edelreis sollten keine Anzeichen von Vergilbung oder Vertrocknung aufweisen.
  • Wachstum: Das Vorhandensein von neuen Trieben oder das Austreiben von schlafenden Knospen am Edelreis ist ein sicheres Zeichen für eine erfolgreiche Veredelung.